Nahrungsmittelproduktion am Lernort Bauernhof erleben
Verantwortliche / Anbieter
Dr. Malte Bickel und Malte Groß
Landeskoordinierungsstelle
„Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“
Verein für Agrarpädagogik und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Lüneburger Str. 23E
21335 Lüneburg
Tel.: 05542 – 981293 / 04131 – 9977049
E-Mail: info@transparenz-schaffen.de
Zielsetzung
„Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“ ist das niedersächsische Netzwerk für den Lernort Bauernhof mit landesweit 67 regionalen Bildungsträgern und mehr als 650 außerschulischen landwirtschaftlichen Lernorten. Ziel der Bildungsveranstaltungen ist es, insbesondere jungen Verbraucher*innen die Gelegenheit zu geben, sich frühzeitig mit den Themen Landwirtschaft, Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln, sowie Klimaschutz und Biodiversität vertraut zu machen.
Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene sollen befähigt werden, sich ein Bild darüber zu machen, woher die Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden.
Die aktive Mitarbeit auf den Bauernhöfen bietet ein enormes Lernpotential. Das Lernen wird hier nicht arrangiert, sondern ergibt sich aus den tatsächlich anfallenden Tätigkeiten. Durch handlungsorientiertes Lernen erwerben junge Menschen alltagstaugliche Kompetenzen, die in vielen Lebensbereichen von Bedeutung sind.
Zielgruppe
Die vielfältigen Veranstaltungen auf landwirtschaftlichen Betrieben richten sich an Schüler*innen aller Schulstufen. Aufgrund der vielen Lernorte, die in dem Netzwerk vertreten sind, gibt es große Bandbreite an Angebotsformaten, die zielgruppengerecht Schüler*innen von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe ansprechen.
Inhalte und Methodik
Der übergreifende Themenkomplex ist Landwirtschaft und nachhaltige Entwicklung. Angebote für Grundschulklassen fokussieren i.d.R. die Erkundung der Produktion von Lebensmitteln, die auf dem Bauernhof produziert werden. Vor allem für ältere Schüler*innen werden komplexere Themen wie die Zusammenhänge von Landwirtschaft mit Themen wie Klimawandel und Biodiversität thematisiert.
Methodisch sind die Veranstaltungen sehr handlungsorientiert konzipiert und das eigene Mitmachen und Erleben steht im Vordergrund. In den direkten Kontakt mit den Tieren gehen, sie füttern und versorgen oder Zäune für die Koppeln stecken; selber säen, pflanzen oder die Kulturpflanzen pflegen und bis zur Ernte begleiten; Ernteprodukte weiterverarbeiten oder zu schmackhaften Speisen verkochen – über diese sinnhaften Erlebnisse entstehen bleibende Erfahrungen, die die Reflektion der eigenen Ernährungsweise begünstigen. So legt ein Besuch auf dem Bauernhof einen Grundstein für ein dauerhaftes Interesse an der Landwirtschaft und der weiteren Auseinandersetzung damit.
Bei den Lernangeboten steht die Erfahrung und Erkundung mit allen Sinnen im Mittelpunkt: der Kontakt mit Natur, Tieren, Pflanzen, Technik und dem Boden.
Spielerisch und handlungsorientiert wird im Umgang mit Tieren, Pflanzen und Lebensmitteln eine Haltung entwickelt, die Verantwortung für sich und die Mitwelt impliziert.
Der Lernort Bauernhof schafft ein Umfeld, an dem sich im Rahmen der gemeinsamen Arbeitsprozesse mit Tier und Pflanze zudem soziale Kompetenzen in der Gruppe entwickeln.
Körperliche Bewegung und motorische Fähigkeiten zu fördern sowie handwerkliche und künstlerische Aktivitäten sind ebenfalls Bestandteile der Angebote.
Gerade mit älteren Schüler*innen beinhalten die Angebote darüber hinaus auch Methoden wie Planspiele oder gar Escape Games, in denen komplexere Thematiken spielerisch und motivationsfördernd erarbeitet werden.
Rahmenbedingungen
Die Veranstaltungen dauern in der Regel einen Vormittag. Es gibt auch mehrtägige Angebote und Jahreszeitenprojekte. Je nach Größe der Gruppe können weitere Begleitpersonen notwendig sein, die ggf. von der Lerngruppe gestellt werden müssen.
Die Gegebenheiten auf landwirtschaftlichen Betrieben machen es unter Umständen notwendig, besondere Absprachen zu treffen, falls Barrierefreiheit erforderlich sein sollte, oder z.B. Allergien gegen Tierhaare oder ähnliche Einschränkungen vorliegen. Einige unserer Anbieter verfügen über Erfahrungen mit Kindern mit besonderem Förderbedarf.
Schulungsangebote für Multiplikator*innen in Schulen
Die Mehrzahl der „Regionalen Bildungsträger“ bietet ausführliche Beratungen an, zum Beispiel für die erfolgreiche Planung und Durchführung von Projekten.
Bei Fortbildungsveranstaltungen wird die jeweilige regionale Angebotspalette ausführlich vorgestellt und mit den Teilnehmerinnen diskutiert.
Diese Veranstaltungen werden in der Regel an den Lernstandorten unserer 67 „regionalen Bildungsträger“ durchgeführt – und nach Absprache auch speziell für einzelne Kollegien konzipiert.
Evaluation
Das Programm wurde in der jüngeren Vergangenheit mehrfach vom Thünen-Institut extern evaluiert. Die Ergebnisse waren sehr positiv und unterstreichen, wie gut die Netzwerkarbeit funktioniert und das gegenseitige Lernen der Projektpartner*innen. Zudem wurde gezeigt, dass die Bildungsprogramm mit einer vergleichsweise geringen Förderung einen großen Effekt haben und sehr viele Teilnehmende erreicht werden können.
Viele regionalen Bildungsträger führen mit den Schulklassen zusätzlich eine Selbstevaluation durch. Auch hier zeigt sich, wie gerne die Bildungsveranstaltungen angenommen werden und dass die Kinder auf dem Lernort Bauernhof viel lernen können.
Erfahrungsberichte, Verbreitung
„Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“ ist seit ca. 30 Jahren in Niedersachsen etabliert. Das Netzwerk hat sich stets weiterentwickelt und vergrößert.
Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise
Die Bildungsveranstaltungen der Projektpartner werden vom Land Niedersachsen umfangreich gefördert und können so kostengünstig, z.T. sogar ohne TN-Beitrag angeboten werden.
Je nach Anbieter und Themenwahl kann ein geringer TeilnehmerInnen-Beitrag und/oder eine Umlage für z.B. verwendete Lebensmittel anfallen.
Die Anreise zu den Lernorten ist von den teilnehmenden Gruppen selbst zu organisieren. Die Fahrtkosten sind von den TeilnehmerInnen zu übernehmen. Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 6 Personen.
Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen
Das Angebot „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 4 bis 6.
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QB 5: Bildungsangebote und Anforderungen
QM 5.2: Schuleigenes Curriculum (Unterrichtsergänzende Angebote)
Erläuterungen:
- Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
- Es besteht die Möglichkeit, es als Bildungsangebot in das schuleigene Curriculum zu integrieren und die Themenfelder „Landwirtschaft, Ernährung, Konsum“ als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.
Literatur / Quellen / Praxismaterialien
- Weitere Informationen zu den Bildungsangeboten und Kontaktpersonen für individuelle Anfragen: transparenz-schaffen.de (Zugriff: 25.04.2025),
- Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB e.V.), Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Lernort Bauernhof, Eine Handreichung von Akteur*innen des Lernorts Bauernhof zur Anregung, Inspiration, Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Bildungsarbeit, Download möglich unter https://baglob.de/lernorte/#bildungskonzept (Zugriff: 25.04.2025),
- BAG LoB, Checkliste Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Lernort Bauernhof, Fragen zur Selbstreflexion des Betriebs / Lernorts, Download möglich unter https://baglob.de/wp-content/uploads/2022/09/BAGLoB-BNE-Papier.pdf (Zugriff: 25.04.2025),
- Methodenheft „Landwirtschaft und Klimawandel“ abrufbar unter transparenz-schaffen.de (zur Zeit in Überarbeitung, Download in Kürze verfügbar – etwa ab Sommer 2025).