Tom & Lisa *

Alkoholpräventionsworkshop für Jugendliche (8. – 9. Jahrgang)

*Dieses Programm entspricht den Qualitätskriterien der „Grüne Liste Prävention“.

Verantwortliche / Anbieter

In den Regionen geschulte „Tom & Lisa“-Trainer*innen.
Landeskoordination und Adressen:
Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Grupenstraße 4
30159 Hannover
Tel.: 0511 626266-0
E-Mail: info@nls-online.de
https://www.nls-online.de/
www.suchtpraevention-in-niedersachsen.de

Zielsetzung

  • Informationsvermittlung zum Thema Alkoholkonsum,
  • Kompetenzförderung im Umgang mit Alkohol,
  • Anregung des innerfamiliären Austauschs zum Thema.

Zielgruppe

Jugendliche ab ca. 14 Jahren. Erste Party-Erfahrungen sollten bereits gemacht worden sein.

Inhalte und Methodik

Die Grundidee ist die Simulation einer Party in Form eines Planspiels. Unterschiedliche Auftragskarten führen von der Planung über die Durchführung bis hin zur richtigen Reaktion bei Alkoholunfällen durch eine Party. Ziel ist eine erfolgreiche Party ohne Alkohol. Das Planspiel wird in Teams gespielt, die Punkte sammeln können und wird von dem/der „Tom & Lisa“-Trainer*in geleitet.
Zwischen den beiden je zweistündigen Modulen werden die Eltern im Rahmen einer Hausaufgabe mit einbezogen.

Rahmenbedingungen

Der „Tom & Lisa“-Workshop dauert zwei Mal 2 Zeitstunden – besser 3 Unterrichtsstunden mit einer Woche Abstand und wird im Klassenverband durchgeführt, wobei eine andere Gruppenzusammensetzung bzw. ein anderes Setting auch möglich ist.
Der Workshop wird von geschulten Fachkräften, den „Tom & Lisa“-Trainer*innen, geleitet. Weitere Informationen und Adressen der Fachkräfte unterhttps://www.nls-online.de/suchtpraevention-2/fachkraefte-fuer-suchtpraevention/ (Zugriff: 06.08.2024).
Ort der Durchführung kann das Klassenzimmer sein. Die benötigten Materialien werden von dem/der „Tom & Lisa“-Trainer*in mitgebracht. Die Anwesenheit der Lehrkraft ist in der Regel erwünscht.

Die Workshops finden sowohl in Präsenz als auch per Videokonferenz statt.  Die dazu notwendigen technischen Voraussetzungen hängen von der durchführenden Fachkraft für Suchtprävention ab. Ein Workshop in Präsenz ist der digitalen Veranstaltung vorzuziehen.  Hybrid-Veranstaltungen werden nicht durchgeführt.

Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen

Seit 2014 können Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen sich durch „Tom & Lisa“-Implementierungstrainer*innen in der Arbeit mit der Methode schulen lassen und dann die „Tom & Lisa“-Materialien beziehen. Näheres unter:
https://www.nls-online.de/portfolio/tom-lisa-alkoholpraeventionsworkshop-fuer-jugendliche/ (Zugriff: 06.08.2024)

Evaluation

Die Umsetzung der Workshops mit Schüler*innen in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Basel (Schweiz) und Elsass (Frankreich) wurde von der Gesellschaft für empirische Beratung mbH Freiburg (GEB) begleitet. In die Auswertung fließen die Antworten von 785 Jugendlichen aus 46 Schulklassen aller Schultypen mit einem fast gleich hohen Anteil von Jungen und Mädchen ein. 94 % sind 13 bis 16 Jahre alt, der Schwerpunkt liegt bei den 14- und 15-Jährigen (70%). Die meisten Ergebnisse weisen keine oder kaum länderspezifische Unterschiede auf, dort wo dies der Fall ist, wird es explizit ausgeführt.
Ergebnisse und Effekte:

  1. 70% hat das Programm (sehr) gut gefallen, nur 7% „überhaupt nicht“. 69% bestätigen, dass sie (viel) gelernt haben, 9% sagen, sie haben gar nichts gelernt – wobei es eine enge Korrelation zwischen „gefallen“ und „gelernt“ gibt.
  2. Vor dem Workshop fühlen sich 19% der Schüler*innen überhaupt nicht oder wenig über das Thema Alkohol informiert, nach dem Workshop sind es 5%. Dass das Wissen auch objektiv zunimmt, zeigen die folgenden Antworten.
  3. Dass Jugendliche empfindlicher auf Alkohol reagieren als Erwachsene, ist vor dem Workshop 26% von ihnen bekannt, danach 43%.
  4. Eine Frage zum Jugendschutzgesetz (Altersgrenze für einen Cocktail mit einem Schuss Wodka) beantworten vor dem Workshop 22% falsch, danach noch 13%.
  5. Vor dem Workshop überschätzen 54% den Alkoholkonsum von 15-Jährigen, nach dem Workshop sind es 42%. Die Korrektur überzogener Normen soll zukünftig durch eine stärker interaktive Behandlung des Themas weiter verstärkt werden.
  6. Auf die Frage „Was tust du, wenn ein Freund/eine Freundin zu viel Alkohol getrunken hat und nicht mehr reagiert?“ antworten vorher 69% mit „einen Arzt rufen“, danach 82%. Entsprechend sinkt der Anteil derjenigen, die „in Ruhe lassen“ oder „alle 1 bis 2 Stunden nachschauen“ ankreuzen, ein Verhalten, das für stark Betrunkene lebensbedrohlich sein kann.
  7. Der Anteil derer, die nicht zu einem betrunkenen Fahrer ins Auto steigen, erhöht sich von 64% auf 71% – diesem Thema wird bei der Weiterentwicklung des Workshops mehr Raum gegeben, da die Folgen einer Alkoholfahrt katastrophal sein können.
  8. In Deutschland halbiert sich der Anteil der Jugendlichen, die mit ihren Eltern nie über das Thema Alkohol gesprochen haben, beinahe, und zwar von 25,3% vor dem Workshop auf 13,8% danach. Bei der Durchführung des Elterninterviews treten allerdings große länderspezifische Unterschiede auf. Die Erfahrung zeigt: Entscheidend ist, ob die Lehrkraft ihre Klasse nochmals auf diese Aufgabe hinweist. Die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland führte ein Gespräch mit den Eltern (Schweiz 33%, Frankreich 18 %).

Quelle und Entwickler:
http://www.villa-schoepflin.de (Zugriff: 06.08.2024).

Erfahrungsberichte, Verbreitung

Nach der Entwicklungs- und Evaluationsphase (s.o.) durch die Villa Schöflin, Zentrum für Suchtprävention Lörrach mit Unterstützung der KKH Kaufmännische Krankenkasse, wurden bundesweit zahlreiche „Tom & Lisa“- Trainer*innen geschult. In Niedersachsen wird „Tom & Lisa“ seit Ende 2011 in vielen Regionen angeboten.
In Niedersachsen wurden bislang knapp 150 „Tom & Lisa“-Workshops erfolgreich durchgeführt und ca. 3000 Schüler*innen erreicht (Stand Mai 2013).

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Für die teilnehmenden Schulen entstehen keine bzw. geringe Kosten (z.B. Aufwandsentschädigungen). Das ist regional unterschiedlich und muss vor Ort mit dem/der „Tom & Lisa“-Trainer*in abgesprochen werden.

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Das Angebot „Tom & Lisa“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 4 bis 6.

QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QM 4.3: Berufliche Kompetenzen (Fort- und Weiterbildung)
QB 5: Bildungsangebote und Anforderungen
QM 5.2: Schuleigenes Curriculum (Unterrichtsergänzende Angebote)
QB 6: Kooperation und Beteiligung
QM 6.2: Kooperation nach außen (Erweiterung des Bildungsangebotes)

Erläuterungen:

  • Suchtprävention ist laut Rd.Erl. des MK. v. 07.12.12 eine verpflichtende Aufgabe der Schule. Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Lehrerfortbildungen werden angeboten.
  • Es besteht die Möglichkeit, es als Bildungsangebot in das schuleigene Curriculum zu integrieren und das Themenfeld „Suchtprävention“ als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.
  • Externe Institutionen unterstützen die Erweiterung des Bildungsangebotes.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien