Surf-Fair – Schluss mit Cybermobbing! *

Trainings- und Präventionsprogramm zur Förderung von Medienkompetenz in 5. bis 7. Klassen

*Dieses Programm entspricht den Qualitätskriterien der „Grüne Liste Prävention“.

Verantwortliche / Anbieter

Westfälische Wilhelms-Universität
Institut für Psychologie
Dr. Torsten Porsch
Fliednerstr. 21
48149 Münster
Tel.: 0251 3237211
E-Mail: t.porsch@uni-muenster.de
www.medienkompetenz-praevention.de

Zielsetzung

Ziel ist die Prävention von Cybermobbing und negativen Vorfällen im Internet. Ansatzpunkt ist dabei die Stärkung der Medienkompetenz.
Für die einzelnen Übungen sind Teilziele ausformuliert.

Zielgruppe

Im Schwerpunkt Schüler*innen  der 5. bis 7. Jahrgangsstufe, durch individuelle Anpassung können auch jüngere und ältere Schülergruppen erreicht werden.

Inhalte und Methodik

Das Präventionsprogramm folgt dem konstruktivistischen Ansatz der „Anchored Instruction“. Als „Anker“ dient ein Film zu einem fiktiven Cybermobbingfall, der ohne eine Lösung des Problems endet. Dieses offene Ende soll zum Nachdenken anregen und den Schülern die Möglichkeit einräumen, die eigene Lebenswirklichkeit in die Geschehnisse des Films einzupassen.
Mit Hilfe verschiedener Übungen sollen die Lernenden das Problem Cybermobbing selbst definieren und aus unterschiedlichen Perspektiven heraus nach Lösungen suchen.
Konkret besteht das Training aus insgesamt 17 Übungen. Beispielsweise fokussiert eine Übung Gedanken und Gefühle von Tätern, Zuschauern und Opfer des fiktiven Fallbeispiels. Auf diese Weise sollen Perspektivenübernahme und kritische Reflexion der Mediennutzung gefördert werden.
Die Übungsbearbeitung insgesamt soll die Einbeziehung individueller Lösungsressourcen der Schüler fördern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung von (besonders kritischer und ethischer) Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler durch eine angeleitete Durchführung und Reflexion der Inhalte.

Rahmenbedingungen

Das Präventionsprogramm ist modular aufgebaut, so dass inhaltliche Schwerpunkte und Umfang frei gewählt werden können. Das gesamte Programm kann ohne besondere Internet- und Medienkenntnisse in mindestens 1 bis 2 Doppelstunden (90 bis 180 Minuten) von einer Lehrkraft durchgeführt werden.
Für die Durchführung ist ein Klassenzimmer oder vergleichbarer Raum notwendig.
„Surf-Fair“ richtet sich primär an Lehrkräfte und kann im Fachunterricht, in Projektwochen oder Arbeitsgemeinschaften eingesetzt werden. Darüber hinaus können Schulsozialpädagogen, Schulpsychologen und weitere Haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte im Jugendhilfebereich oder außerhalb von Schule damit arbeiten.
Das Manual zum Programm beinhaltet alle nötigen Materialien als Vorlage. Diese können durch einfache Vorbereitungen (z. B. Anfertigen von bunten Papierkarten) ergänzt werden. Einige Übungen erfordern einen Medieneinsatz (z. B. Beamer / DVD-Player).
Der individuelle Materialbedarf ist für die einzelnen Übungen im Manual aufgeschlüsselt.

Schulungsangebote für Multiplikator*innen in Schulen

Grundsätzlich ist das Programm ohne die Teilnahme an einem besonderen Schulungsangebot möglich.
Dazu sollten die Durchführenden Erfahrungen und didaktische Kenntnisse im Umgang mit der Zielgruppe besitzen, die bei Lehrkräften vorausgesetzt wird.

Nähere Informationen zu den Schulungsangeboten unter https://www.uni-muenster.de/PsyIFP/AEBromme/fortbildung/fortbildung.html , (Zugriff: 06.08.2024).

Evaluation

Das Trainings- und Präventionsprogramm „Surf-Fair“ wurde 2010 in einer quasiexperimentellen Explorationsstudie mit einem Vorher-Nachher-Kontrollgruppen-Design evaluiert.
Schüler aus drei sechsten Klassen eines Gymnasiums (n=87) wurden 2 Interventionsgruppen (jeweils n=29) und einer Kontrollgruppe (n=29) zugeordnet. In einer der Interventionsgruppen wurde „Surf-Fair“ im Rahmen von 1 Doppelstunde (90 Minuten) durchgeführt, in der anderen Interventionsgruppe wurde das Programm im Rahmen von 2 Doppelstunden (180 Minuten) durchgeführt. Abweichend vom Manual wurde „Surf-Fair“ in der Studie nicht vom Lehrpersonal, sondern von einem der Programmautoren durchgeführt. Die Befragung der Schüler wurde mit standardisierten Fragebögen direkt vor Durchführung der Maßnahme, direkt im Anschluss an die Durchführung und 2 Monate danach durchgeführt.
Die Überprüfung der Wirksamkeit von „Surf-Fair“ zeigte folgende Ergebnisse:
Im Vergleich zur Kontrollgruppe reduzierte sich das Ausmaß von Cybermobbing (als Täter und Opfer) in der Interventionsgruppe mit dem längeren Training statistisch signifikant, blieb in der Interventionsgruppe mit dem kürzeren Training annähernd gleich und stieg in der Kontrollgruppe an.
Im Vergleich zu vor dem Training stieg die Wahrscheinlichkeit, erfolgsversprechende technische Bewältigungsstrategien anzuwenden, signifikant an. Es zeigten sich jedoch keine signifikanten Ergebnisse in Bezug auf proaktive und passive Bewältigungsstrategien. Die teilnehmenden Schüler*innen bewerteten die Präventionsmaßnahme insgesamt mit gut und ihren Lerngewinn aus „Surf-Fair“ als positiv. Effekte waren durchgängig stärker für die Interventionsgruppe mit dem längeren Training.
Nähere Informationen in:
Pieschl, S. & Urbasik, S. (2013). Does the cyberbullying prevention program Surf-Fair work? – An evaluation study. In R. Hanewald (Ed.), From cyber bullying to cyber safety: issues and approaches in educational contexts (pp. 205-224). Hauppauge, NY: Nova Science Publishers.

Erfahrungsberichte, Verbreitung

  • „Surf-Fair“ wurde unter der Supervision der Programmentwickler seit 2010 an acht verschiedenen Schulen in über 20 fünften und sechsten Klassen eingesetzt. Die beteiligten Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte haben durchweg von positiven Erfahrungen berichtet. Außerdem wurden seit 2012 von den Programmentwicklern über 50 Workshops und Vorträge zu dem Präventionsprogramm „Surf-Fair“ durchgeführt, in denen auch die teilnehmenden Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen und andere Interesserte durchweg einen positiven Eindruck berichteten.
  • Das Manual zu „Surf-Fair“ (Pieschl & Porsch, 2012) wurde seit der Veröffentlichung über 2.300 mal verkauft (Stand August 2015).
  • Auch von der Fachwelt wird „Surf-Fair“ positiv beurteilt: „„Surf-Fair““ war die Empfehlung des Monats Juli 2012 im Medienpädagogischen Atlas NRW, „Surf-Fair“ wurde mit dem Prädikat „Effektivität wahrscheinlich“ in die Grüne Liste Prävention aufgenommen, und in anderen Publikationen zum Thema Cybermobbing wird das Manual von „Surf-Fair“ (Pieschl & Porsch, 2012) bisher 25 mal zitiert (Google Scholar Stand August 2015).

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Für die Teilnehmer ist das Programm kostenlos. Das Trainings- und Präventionsprogramm „Surf-Fair“ mit Film und Materialien auf DVD kostet 26,95 Euro.

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Das Angebot „Surf-Fair“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, die Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 2 bis 6.

QB 2: Lehren und Lernen
QM 2.2: Unterrichtsführung (Störungsprävention, Lernklima)
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QM 4.3: Berufliche Kompetenzen ( Fort- und Weiterbildung)
QB 6 : Kooperation und Beteiligung
QM 6.3: Beteiligung (Gestaltungs- und Verantwortungsbereich)

Erläuterungen:

  • Die Umsetzungsinhalte schaffen ein positives Lernklima und beugen Störungen vor (Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit).
  • Das Programm zielt auf Konfliktfähigkeit als soziale Kompetenz ab. Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Die „Förderung prosozialem Schülerverhaltens“ stellt eine Maßnahme im Sinne gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen dar.
  • SchülerInnen haben durch das Angebot die verantwortliche Mitgestaltungsmöglichkeit des schulischen Lebensraums.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien

  • Pieschl, S., & Porsch, T. (2012). Schluss mit Cybermobbing! Das Trainings- und Präventionsprogramm „Surf-Fair“. Weinheim: Beltz,
  • Pieschl, S., & Porsch, T. (2013). Das Präventionsprogramm Surf-Fair gegen Cybermobbing – Eine Einführung. Psychologie in Oesterreich, 1, 14-21,
  • Pieschl, S., & Porsch, T. (2014). Cybermobbing – mehr als „Ärgern im Internet“. In T. Porsch, & S. Pieschl (Hrsg.), Neue Medien und deren Schatten. Mediennutzung, Medienwirkung und Medienkompetenz (S. 133-158). Göttingen: Hogrefe,
  • Pieschl, S., & Urbasik, S. (2013). Does the cyberbullying prevention program Surf-Fair work? – An evaluation study. In R. Hanewald (Ed.), From cyber bullying to cyber safety: issues and approaches in educational contexts (pp. 205-224). Hauppauge, NY: Nova Science Publishers,
  • Porsch, T., & Pieschl, S. (Hrsg.) (2014). Neue Medien und deren Schatten. Mediennutzung, Medienwirkung und Medienkompetenz. Göttingen: Hogrefe,
  • www.medienkompetenz-praevention.de (Zugriff: 06.08.2024).