4.1 Schulprogramm, Leitbild, 4.3 Berufliche Kompetenzen, 5.2 Schuleigenes Curriculum, Steckbriefe Schule

Fitness für Kids

Frühprävention im Grundschulalter

Verantwortliche / Anbieter

Frau Dr. Kerstin Ketelhut
Fitness für Kids
Verein für Frühprävention e.V.
Perleberger Str. 51
10559 Berlin
Tel.: 030 91 50 05 42
E-Mail: k.ketelhut@t-online.de
www.fitness-fuer-kids.de

KKH- Kaufmännische Krankenkasse
Hauptverwaltung in Hannover
Karl-Wiechert Allee 61
30625 Hannover
Abt. Prävention – Herr Onyechi

Zielsetzung

In dem Projekt „Fitness für Kids – Frühprävention im Kindergarten- und Grundschulalter“ wird bereits im Kindesalter Interesse und Freude an Bewegung geweckt. Die Kinder werden zu einem gesunden und aktiven Lebensstil angeleitet, um dem weit verbreiteten Bewegungsmangel und dessen Folgeerkrankungen rechtzeitig vorzubeugen. Die Kinder sollen vielfältige Bewegungserfahrungen sammeln, motorische Grundeigenschaften spielerisch erlernen und ihre körperliche Fitness durch das Bewegungsprogramm von „Fitness für Kids“ verbessern.
Das Projekt ist für die Grundschulen leicht umsetzbar und so gestaltet, dass es wenig zusätzlichen Aufwand mit sich bringt. Die Nachhaltigkeit der Maßnahme wird sichergestellt, indem die pädagogischen Fachkräfte  zu Multiplikator*innen ausgebildet werden, damit sie das Bewegungsprogramm nach abgeschlossener Anleitungsphase selbständig fortsetzen können und das Projekt somit kostenneutral wird.
Durch entsprechende Maßnahmen (z.B. Eltern-Kind-Bewegungsworkshops) werden die Eltern eingebunden, damit sich die Vermittlung eines aktiven, gesunden Lebensstils auch auf das Elternhaus überträgt.

Zielgruppe

Mit dem Projekt sollen Kinder der ersten und zweiten Klassen erreicht werden. Das Projekt entspricht dem Setting-Ansatz. Die Maßnahme findet in der Hortzeit bzw. Nachmittagsbetreuung vor Ort in den Grundschulen statt. Niedrigschwellige Bewegungsangebote sollen dazu beitragen, dass mit der Maßnahme alle Kinder erreicht werden, insbesondere auch diejenigen, denen der Zugang zu Bewegung und körperlicher Aktivität etwas schwerer fällt. Häufig liegen die Einrichtungen auch in sozialen Brennpunktgebieten.

Inhalte und Methodik

In dem Programm geht es um eine vielfältige, spielerische Bewegungserziehung, die neben der Freude an der Bewegung die motorischen Grundeigenschaften wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Geschicklichkeit der Kinder schulen soll. Mit niedrigschwelligen Bewegungsangeboten soll jedes Kind erreicht werden. Hierbei wird Bewegung stets spielerisch angeboten wie beispielsweise durch Bewegungslieder, Bewegungsgeschichten, Bewegungsparcours sowie Bewegungsanregungen aus der Psychomotorik. Insbesondere Bewegungsspiele mit Alltagsmaterialien (z.B. Zeitungen, Fliegenklatschen, Spülschwämmen, etc.) erweisen sich hierbei als sehr motivierend bei den Kindern und sind zugleich eine kostengünstige Alternative für teure Spiel- und Sportgeräte. In den Grundschulen wird das Bewegungsprogramm als ergänzende Bewegungsaktivität während der außerunterrichtlichen Nachmittagsbetreuung im Ganztagsschulbetrieb angeboten.
Mit dem zusätzlichen Modul „Einbeziehung der Eltern“ werden die Eltern durch Informations- und Aufklärungsarbeit sowie durch praktische gemeinschaftliche Aktivitäten (Eltern-Kind-Bewegungsworkshops,…) als Partner gewonnen und eingebunden.

Rahmenbedingungen

Das Projekt „Fitness für Kids“ wird vor Ort in den jeweiligen Schulen durchgeführt.
Einmal wöchentlich kommt während der 6-monatigen Anleitungsphase ein qualifizierter Übungsleiter in die Einrichtung und führt das Bewegungsprogramm (à 45 Minuten) mit einer Kindergruppe durch. Während dieser Zeit ist die/der Erzieher:in der Kindergruppe mit dabei, um gleichzeitig geschult zu werden. In der Zeit vor und/oder nach der Bewegungseinheit werden Fragen besprochen und die Zeit zur Beratung der pädagogischen Fachkraft genutzt. Nach Möglichkeit sollten die pädagogischen Fachkräfte eine weitere Bewegungsstunde pro Woche anbieten. Unterstützend zur Anleitung erhalten sie einen Bewegungskatalog mit Bewegungsvorschlägen und Stundenentwürfen. Die Qualifizierung wird von dem Workshop „Bewegungsspaß “ kompakt ergänzt. Die KKH – Kaufmännische Krankenkasse finanziert das Projekt einschließlich der Kosten für die Übungsleiter*innen und Fortbildungen im Rahmen ihres Präventionsauftrags.
Am Ende der Anleitungsphase zeigen die pädagogischen Fachkräfte ihre erworbene Kompetenz durch eine Lehrprobe und erhalten das Zertifikat zur Fitness für Kids-Multiplikator*in. Sie erhalten die Berechtigung, das Bewegungsprogramm Fitness für Kids in der Funktion als Multiplikator*in in ihrer Einrichtung selbstständig fortzuführen und ihr „Know how“ an andere Kolleg*innen weiterzugeben. Auch die Schule erhält ein Zertifikat über die erfolgreiche Projektteilnahme sowie die Berechtigung und Verpflichtung Fitness für Kids eigenverantwortlich fortzusetzen.

Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen

Im Rahmen des Programms ist es wichtig, neben der Förderung der Kinder auch die Dauerhaftigkeit/Nachhaltigkeit der Maßnahme zu gewährleisten. Aus diesem Grunde werden die pädagogischen Fachkräfte der jeweiligen Grundschulen regelmäßig vor Ort geschult, indem sie an der Bewegungsstunde, die die/der Übungsleiter*in mit den Kindern durchführt, teilnehmen. Die Übungsleiter*innen fungieren stets auch als Berater*innen für die pädagogischen Fachkräfte.
Anschließend ist es die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, nach Möglichkeit das Gelernte in einer weiteren wöchentlichen Bewegungsstunde anzuwenden und mit den Kindern zu erproben. Um ihre Arbeit zu erleichtern, erhalten sie zahlreiche Arbeitsmaterialien wie einen Bewegungskatalog und Stundenentwürfe. Zusätzlich erfolgt im Zuge eines begleitenden Workshops (einmalig 5 Stunden) eine weitere Qualifizierung der beteiligten pädagogischen Fachkräfte Auf diese Weise werden kompetente Multiplikator*innen ausgebildet, die dieses Konzept selbständig umsetzen und es innerhalb ihrer Einrichtung an andere Kolleg*innen weitervermitteln können. Durch dieses Multiplikatorenkonzept sowie die Kostenübernahme der KKH kann der langfristige Fortbestand des Angebotes kostenneutral gesichert werden.

Evaluation

Eine wissenschaftliche Evaluation des Projekts ergab, dass sich im Vergleich zu einem Kontrollkollektiv die Interventionsmaßnahme unter anderem sehr positiv auf die motorische Leistungsfähigkeit und das Blutdruckverhalten der Kinder auswirkt. Die Ergebnisse konnten zeigen, dass bereits in diesem jungen Alter durch die gezielte Intervention eine günstige Beeinflussung verschiedener motorischer Fähigkeiten wie Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit bei den Kindern erreicht werden kann. Dabei schnitten die Kinder der Interventionskindergärten in allen motorischen Testaufgaben signifikant besser ab als die Kinder der Kontrollkindergärten. Auch das kardiovaskuläre Risiko konnte verringert werden. Die Daten wurden auf nationalen und internationalen Kongressen präsentiert und das Projekt mit mehreren Wissenschaftspreisen ausgezeichnet.
Siehe Internetseite:
www.fitness-fuer-kids.de (Zugriff: 02.08.2024) unter dem Stichwort „Hintergrund aus Wissenschaft und Praxis“.

Erfahrungsberichte, Verbreitung

Diese Präventionsmaßnahme wurde bereits in über 1.000 Grundschulen und Kitas deutschlandweit durchgeführt, u.a. in Berlin, Braunschweig, Hannover, Chemnitz und Leipzig, Potsdam, Oldenburg, Düsseldorf und Magdeburg.
Es nehmen bereits mehr als 15.000 Kinder an dem Projekt in den verschiedenen Städten in Deutschland teil und es sind bereits über 1.200 Erzieher*innen geschult und zertifiziert. Jedes Jahr kommt mindestens ein neuer Standort hinzu. Der Standort Berlin ist fortlaufend dabei.
Im Rahmen dieses Projekts sind bereits unzählige Bachelor-, Master-, Examens- und Diplomarbeiten an Universitäten in ganz Deutschland entstanden, stets mit dem Ziel neue Aspekte der Maßnahme zu evaluieren.
Zudem sind die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung in über 20 Publikationen veröffentlicht.

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Die KKH – Kaufmännische Krankenkasse übernimmt die Gesamtkosten des Projekts im Rahmen ihres Präventionsauftrages. Dadurch ist die Maßnahme für die Grundschulen der jeweiligen Standorte kostenfrei. Nach der sechsmonatigen Anleitungsphase führen die qualifizierten pädagogischen Fachkräfte die Bewegungsangebote selbständig durch und das Angebot bleibt dadurch kostenneutral. Auch für die Durchführung der Wahlmodule übernimmt die KKH die Kosten.

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Das Angebot „Fitness für Kids“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 4 und 5.

QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QB 5: Bildungsangebote und Anforderungen
QM 5.2: Schuleigenes Curriculum (Unterrichtsergänzende Angebote)

Erläuterungen:

  • Ziel ist, Kindern möglichst viele Bewegungserfahrungen zu bieten. Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Es besteht die Möglichkeit, es als unterrichtsergänzendes Bildungsangebot in das schuleigene Curriculum zu integrieren und das Themenfeld Bewegungsfreude als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien

  • http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/good-practice/fitness-fuer-kids/
  • Eine ausführliche Liste der über 70 Publikationen zu „Fitness für Kids-Frühprävention im Kindergarten“ ist bei dem Verein für Frühprävention erhältlich.
  • Ketelhut K: Präventionspreis: Fitness für Kids – Frühprävention im Kindergartenalter. Dtsch Med Wochschr 2005, 28/29:130.
  • Ketelhut K.: Fitness für Kids -Frühprävention im Kindergartenalter In: Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, Gesundheitsförderung konkret Band 5, Köln 2005, S. 42- 48.
  • Ketelhut K. Motorische Tests im Setting Kindergarten: Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2006; 22: S. 238-240.
  • Ketelhut K, Strang H & Holzweg M: Einfluss des sozialen Einzugsgebiets auf die motorische Leistungsfähigkeit und das Aktivitätsverhalten im Kindesalter. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin Jahrgang 62, Nr. 2, 2011 S.16-20.
  • Ketelhut R. Ketelhut K.: Einfluss einer regelmäßigen Bewegungsförderung auf die Blutdruckentwicklung und das Blutdruckverhalten bei Belastung bei Kindern im Kindergartenalter. Zeitschrift für Sportmedizin 7/8, Jahrgang 62, 2011, S.226.
  • www.fitness-fuer-kids.de (Zugriff: 02.08.2024)