Persönlichkeitsbildung in Kindertageseinrichtungen: soziale und emotionale Kompetenzen fördern
NEU für U3 ist Kindergarten plus START
*Dieses Programm entspricht den Qualitätskriterien der „Grüne Liste Prävention“.
Verantwortliche / Anbieter
Kindergarten plus
Deutsche Liga für das Kind
Leiterin des Aufgabenbereichs
Stella Valentien
Charlottenstr. 65
10117 Berlin
Mobil: 0157 54225377
Fax: 030 285999-71
E-Mail: info@kindergartenplus.de
www.kindergartenplus.de
https://www.facebook.com/Kindergartenplus/
Kontaktmöglichkeit in Niedersachsen
Das Kindergarten plus-Team in Berlin begleitet bundesweit die Implementierung.
Zielsetzung
Kindergarten plus fördert die emotionalen und sozialen Fähigkeiten der Kinder, stärkt ihre Widerstandsfähigkeit (Resilienz)und beugt Gefährdungen wie zum Beispiel Destruktivität oder Anfälligkeit für Suchtverhalten vor. Das Programm unterstützt das in den Bildungsrahmenplänen für den Elementarbereich vorgesehene emotionale und soziale Lernen. Unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten der Kinder werden die für den Lernerfolg im Kindergarten und im späteren Leben unverzichtbaren Basisfähigkeiten gefördert: Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstwertgefühl, Einfühlungsvermögen, Selbstregulation und Selbstwirksamkeit, Konflikt- und Kompromissfähigkeit, Beziehungsfähigkeit.
Zielgruppe
Kinder in Kindertageseinrichtungen ab zwei Jahren bis zum Schulübergang. Kindergarten plus bezieht auch die Eltern und pädagogischen Fachkräfte, die Einrichtung und ihren Träger ein.
Inhalte und Methodik
Zu Kindergarten plus und Kindergarten plus START gehören:
- der Einführungstag für die pädagogischen Fachkräfte
- alltagsintegrierte Methoden und Materialien für zwei- und dreijährige Kinder
- ein Projekt-Leitfaden und ein umfangreiches Basispaket für die vier- und fünfjährigen Kinder
- die Einbeziehung der Eltern
- ein Reflexionstag bzw. die Prozessbegleitung
- die Zertifizierung.
Kindergarten plus wird von pädagogischen Fachkräften in ihrer Einrichtung durchgeführt. Die Methoden für die jüngeren Kinder werden im Alltag, das Programm für Vier- und Fünfjährige in Gruppen umgesetzt. Kindergarten plus richtet sich an alle Kinder einer Tageseinrichtung und ist auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen geeignet. Das Programm ist mit den unterschiedlichen pädagogischen Handlungskonzepten (wie beispielsweise dem Situationsansatz, der Montessoripädagogik oder dem Waldkindergarten-Konzept) kompatibel. Wichtige Prinzipien von Kindergarten plus sind Dialog und Beteiligung, ein ganzheitlicher Bildungsbegriff und die (Vor-)Strukturierung von Lernsituationen unter Einbezug der Interessen und Bedürfnisse der Kinder.
Zu den Methoden gehören materialgestützte Gesprächskreise und Puppenspiel, Bewegung, kreative Ideen und Musik/Rhythmik/Tanz. Die Anregungen werden in Gesamt- und Kleingruppen, Paaren, individuell sowie in 1:1 Interaktionen mit den Fachkräften umgesetzt.
Die Themen für die Kinder sind:
- Mein Körper,
- Meine Sinne,
- Emotionen erkennen und benennen,
- Umgang mit belastenden Emotionen,
- Gemeinschaft erleben und mitgestalten.
Mit den vielfältigen Materialien (Handpuppen „Tula und Tim“, Beutel mit Biegepüppchen, drei Bildkarten-Sets, Kniebuch, Lieder CD mit Notenheft u.v.a.m.) werden die Kinder angeregt, in Spielen, Übungen, Gesprächen, Bewegungssequenzen und Liedern Körperbewusstsein zu entwickeln, ihre Sinne zu erfahren, Gefühle auszudrücken und zu benennen, ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schulen und Konflikte zu lösen.
Rahmenbedingungen
Die Umsetzung von Kindergarten plus erfolgt durch die pädagogischen Fachkräfte der Kita. Für Kinder ab zwei Jahren stehen Alltagsideen in acht Themenbereichen zur Verfügung, die innerhalb eines halben Jahres umgesetzt werden. Die Vier- und Fünfjährigen treffen sich über drei bis vier Monaten wöchentlich in einer Projektgruppe und erarbeiten neun Themenbausteine. Vor dem Schulübergang wird ein Vertiefungsmodul angeboten.
Voraussetzung für die Teilnahme einer Kita und den Erwerb der Programm-Materialien ist die Teilnahme von pädagogischen Fachkräften an einem Kindergarten plus Einführungstag sowie die Anmeldung zur fachlichen Reflexion und zur Zertifizierung.
Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Kita
Schwerpunkt der Fortbildungen ist, die Planungs- und Handlungskompetenzen pädagogischer Fachkräfte im Rahmen der Unterstützung und Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung von Kindern in Kindetageseinrichtungen zu verbessern. Einerseits in der alltagsintegrierten Förderung von Kindern ab zwei Jahren, andererseits mittels Projektarbeit mit vier- und fünfjährigen Kindern.
Das Einführungsseminar Kindergarten plus richtet sich an pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen sowie Schüler*innen bzw. Studierende an sozialpädagogischen Fach- und Hochschulen. Der erste Teil der Fortbildung bereitet auf die Durchführung des Programms vor, der zweite Teil dient der Reflexion. Während des Austauschs in der Seminargruppe und der Kleingruppenarbeit kommen neben Input-Referaten auch vielfältige Medien (Fachtexte, Video, Musik, Handpuppen etc.) zum Einsatz. Auf einer E-Learning-Plattform können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Kompetenzen vertiefen.
Schulungsanteile:
- Einführungstag, als eintägiges Präsenzseminar oder im Online-Format
- Vertiefung der Inhalte im Selbststudium
- Austausch der Erfahrungen als eintägiges Präsenzseminar oder im Online-Format bzw. im Rahmen einer Prozessbegleitung
Neben der Schulung von einzelnen Personen sind auch Teamfortbildungen möglich.
Dozentinnen und Dozenten werden vom Kindergarten plus-Team in einem mehrschrittigen Prozess ausgebildet. Die Seminare werden evaluiert.
Evaluation
Die Leuphana Universität Lüneburg hat Kindergarten plus im Zeitraum von 2008 bis 2011 im Raum Niedersachsen in einer Quasi-experimentelle Studie mit follow-up nach 8 Monaten evaluiert.
Ziel der Evaluation war es, die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Programms in Bezug auf das emotionale und soziale Lernen der Kinder zu überprüfen. 424 Kinder aus 24 Interventions- und 13 Kontrollkindergärten nahmen an der Untersuchung teil. Die Stichprobe setzte sich aus N=424 Kindern aus 37 Kindergärten in Niedersachsen zusammen. 228 Kinder gehörten der Interventions- und 196 Kinder der Kontrollgruppe an. Die Entwicklung der Kinder wurde zu drei Messzeitpunkten (vorher, nachher, follow-up) während eines Jahres mit dem „Fragebogen zu Stärken und Schwächen“ (SDQ-deu Erzieherauskunft), mit Fragen zum positiven Konfliktverhalten (Erzieherauskunft) und der „Skala zur Erfassung des Emotionswissens“ (SEW- Kinderinterview) erhoben. Darüber hinaus wurde eine formative Befragung mit den durchführenden Trainerinnen (N= 28) zu ihren Erfahrungen mit dem Programm durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass Kindergarten plus das Problemverhalten der Kinder verringern und prosoziales Verhalten fördern kann. Die sozialen Kompetenzen der an dem Programm teilnehmenden Kinder verbesserten sich signifikant. Soziale Impulsivität und tendenziell Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen nahmen ab. Die emotionalen Kompetenzen der Kinder verbesserten sich ebenfalls signifikant im Hinblick auf die Abnahme ihrer externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten (Wutanfälle, mangelnde Folgsamkeit, Lügen und Stehlen).
Entsprechend der internen Evaluation ist ein Erfolgskriterium für eine gelingende Umsetzung von Kindergarten plus die Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder.
Erfahrungsberichte, Verbreitung
Kindergarten plus wird deutschlandweit in über 2.300 Kitas durchgeführt. Kindergarten plus steht, gemeinsam mit den Programmen Klasse2000 und Lions Quest unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Das Kindergarten plus-Team vermittelt bei Anfrage gerne den Kontakt zu Kitas in Niedersachsen, die mit dem Programm arbeiten.
Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise
Die Fortbildungskosten (Stand Januar 2021) betragen pro Person inkl. Schulungsmaterialien 180,- Euro, das Materialpaket für das Projekt mit Kindern ab vier Jahren kostet 600,- Euro, die Zertifizierungskosten betragen 120,- Euro. Es wird ein auf den Bedarf der Kita abgestimmtes Kostenangebot erstellt. Kontakt zu möglichen Sponsoren und Förderern kann vermittelt werden. Üblicherweise beteiligt sich eine Kita im Rahmen einer Förderung mit einem Eigenbeitrag.
Bezüge zum Orientierungsrahmen Kita-Qualität: Gesundheit – Bildung – Entwicklung
QD 5: Bildung, Erziehung und Betreuung
QK 5.1: Tagesgestaltung
QK 5.3: Beziehung und Interaktion
QK 5.4: Methoden
QK 5.5:Lernbereiche und Erfahrungen
QK 5.6: Angebote für Kinder mit besonderem Förderungsbedarf
QK 5.7: Übergang Kita – Grundschule
QK 5.8: Erziehungs- und Bildungspartnerschaft
QD 6: Wirkungen
QK 6.2: Auswirkungen auf die Eltern
QK 6.3: Auswirkungen auf die MitarbeiterInnen, Einrichtung, Träger
QK 6.4: Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft
Literatur / Quellen / Praxismaterialien
- https://www.herder.de/kiga-heute/fachmagazin/archiv/2020-50-jg/3-2020/ein-logbuch-fuer-gefuehle-mit-dem-programm-kindergarten-plus-die-sozial-emotionalen-kompetenzen-staerken/ (Zugriff: 08.08.2024),
- Deutsche Liga für das Kind (Hrsg.): Kindergarten plus. Handbuch für Erzieherinnen und Erzieher (3. vollst. überarb. Auflage 2014) Berlin: Deutsche Liga für das Kind,
- Valentien, Stella; Herzensbildung für alle – Emotionales Lernen in der Kita. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik Band 7, 2014, S. 36-39,
- www.kindergartenplus.de(Zugriff: 08.08.2024)
- www.kita-fachtexte.de/texte-finden/detail/data/sozialemotionale-foerderung-in-der-kita-vom-projektleitfaden-zum-qualitaetsmerkmal/
- Faltblatt-Kindergarten-plus-2020.pdf (PDF, 2292 KB, Zugriff: 08.08.2024).