Archiv der Kategorie: Glossar

Gesundheitswissenschaften

„Gesundheitswissenschaften und Public Health bezeichnen ein interdisziplinäres Forschungsfeld mit dem Ziel der Gesunderhaltung der Bevölkerung. Dazu werden die Entwicklung von Gesundheit und Krankheit, die Determinanten von Gesundheit sowie systembedingte Faktoren mit unterschiedlichen Methoden systematisch erfasst und (organisierte) Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention unter besonderer Berücksichtigung von Aspekten sozialer Ungleichheit entwickelt und angewendet“ (Nowak et al., 2022).

Im deutschen Sprachraum wird unter den beiden Begriffen Gesundheitswissenschaften/Public Health oft das gleiche Forschungsfeld verstanden, wobei die Bezeichnungen „unterschiedliche Akzente setzen“ (Hurrelmann, Laaser & Razum, 2015, S. 15). Während „Public Health“ in der originären Übersetzung öffentliche Gesundheit meint, impliziert der Begriff „Gesundheitswissenschaften“ (in der englischen Übersetzung „Health Sciences“) eher den interdisziplinären und wissenschaftlichen Charakter (ebd.).

Gesundheitsziel – übergeordnet

In der Gesundheitsförderung meinen übergeordnete Gesundheitsziele allgemeine Absichtserklärungen, „in denen sich die grundlegenden Werthaltungen einer Gemeinschaft im Allgemeinen, und des Gesundheitssektors im Besonderen, in Bezug auf eine gesunde Gesellschaft widerspiegeln sollen. Viele Länder folgen dem Ansatz, im Hinblick auf ihre Investitionen für Gesundheit übergeordnete und spezifische Gesundheitsziele als Orientierungshilfe zu setzen. Die WHO hat die Formulierung und Anwendung von übergeordneten und spezifischen Gesundheitszielen auf globaler und regionaler, nationaler und lokaler Ebene gefordert“ (WHO, 1998a, S. 25).

Gesundheitsziel – spezifisches

Mit der Bestimmung spezifischer Gesundheitsziele werden „die konkreten Schritte auf dem Weg zur Erreichung übergeordneter Gesundheitsziele“ definiert. „Die Aufstellung spezifischer Gesundheitsziele bietet einen Ansatz zur Bewertung von Fortschritten in Bezug auf eine definierte Gesundheitspolitik oder ein bestimmtes Gesundheitsprogramm („Benchmark“ Funktion). Die Formulierung spezifischer Gesundheitsziele erfordert, dass relevante Gesundheitsindikatoren sowie Informationen über die Verteilung dieser Indikatoren in der untersuchten Bevölkerung vorliegen. Des Weiteren bedarf es einer Schätzung von gegenwärtigen und zukünftigen Trends bezüglich der Änderung von Verteilungen dieser Indikatoren, und auch Kenntnissen über die Möglichkeiten der Veränderung der Indikatorverteilung in der untersuchten Bevölkerung“ (WHO, 1998a, S. 24).

Gewaltfreie Kommunikation

„Die gewaltfreie Kommunikation ist […] eine Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode, die die Anliegen aller am Konflikt Beteiligten aufspüren und zu berücksichtigen versucht, um eine positive Bearbeitung von Konflikten zu ermöglichen. Wenn Menschen andere mit Worten angreifen, neigen sie dazu, sich zu verteidigen und zurückzuschlagen, doch bringt das so entstehende Wortgefecht meist keine Seite ihrem Ziel näher, sondern belastet oder zerstört eher die Beziehung der Gesprächspartner, die plötzlich zu Gesprächsgegnern geworden sind. Bei der gewaltfreien Kommunikation verzichtet man auf Angriffe und konzentriert sich auf die Gefühle und Bedürfnisse, die den oft unbedachten Äußerungen des anderen zu Grunde liegen. Häufig richten Menschen in ihrer Kommunikation die Aufmerksamkeit darauf, was andere falsch machen bzw. was verkehrt an ihnen ist. […] In der gewaltfreien Kommunikation richtet man die Aufmerksamkeit dagegen darauf, was einem wichtig ist und vermeidet in der Kommunikation alles, was beim Gegenüber als Bewertung, Beschuldigung, Kritik oder Angriff ankommen könnte. Anklagen, Kritik, Vorwürfe, Schuldzuweisungen und der Großteil der aggressiven Sprache sind nach den Grundideen der gewaltfreien Kommunikation so etwas wie verkappte Wünsche, da Menschen nicht gelernt haben, richtig zu bitten, ihre Wünsche konstruktiv und vor allem in einer annehmbaren Form zu äußern. […] In der gewaltfreien Kommunikation wird ausgedrückt, was einen bewegt und was man möchte (Selbstbehauptung) und empathisches Zuhören, wie es der anderen Person geht und was sie möchte (Einfühlung). Diese beiden Prozesse bilden das wesentliche Merkmal der Gewaltfreien Kommunikation (Stangl, 2023).

Good Practice (gute Praxis)

Als Good Practice werden im Allgemeinen Interventionen bezeichnet, die sich in der Praxis mehrfach bewährt haben und von denen man ausgeht, dass sie multipliziert werden können. Werden Interventionen offiziell als Good Practice ausgezeichnet, geschieht dies systematisch, anhand ausgewählter Bewertungskriterien (vgl. Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, 2021):

  • Zielgruppenbezug,
  • Konzeption,
  • Setting-Ansatz,
  • Empowerment,
  • Partizipation,
  • Niederschwellige Arbeitsweise,
  • Multiplikatorenkonzept,
  • Nachhaltigkeit,
  • Integriertes Handeln,
  • Qualitätsmanagement,
  • Dokumentation und Evaluation,
  • Belege für Wirkungen und Kosten (ebd.).

Gute Schule

In der einschlägigen Literatur sind zahlreiche Versuche unternommen worden zu definieren, wodurch sich eine gute Schule auszeichnet, so dass hier keine einheitlich anerkannte Bestimmung gegeben werden kann. In einer Reihe von Ländern liegen aber mittlerweile so genannte Orientierungsrahmen Schulqualität (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2014) bzw. Referenzrahmen Schulqualität (vgl. Hessisches Kultusministerium/ Hessische Lehrkräfteakademie, 2021) vor, die verbindlich definieren, welche Qualitätsbereiche und Qualitätsmerkmale Schulen auf ihrem Weg zu guten Schulen systematisch entwickeln müssen (vgl. Witteriede, 2010).

Zu den verschiedenen Qualitätsbereichen gehören u.a.:

  • Ergebnisse und Erfolge
  • Lernen und Lehren
  • Schulkultur
  • Schulmanagement
  • Lehrerprofessionalität
  • Ziele und Strategien der Schulentwicklung.

Indikator gesunde Lebensjahre / Gesundheitserwartung

Der „Indikator gesunde Lebensjahre“ (Healthy Life Years indicator, HLY), der auch „als behinderungsfreie Lebenserwartung“ bezeichnet wird, „misst die Zahl der Jahre, die eine Person ab der Geburt wahrscheinlich ohne Behinderung zu leben hat. Der Faktor gesunde Lebensjahre ist ein zuverlässiger Indikator für die Überwachung der Gesundheit als Produktivitäts-/Wirtschaftsfaktor.“ Er „führt das Konzept der Lebensqualität ein. Damit wird zwischen Lebensjahren ohne jegliche Aktivitätseinschränkung und solchen mit mindestens einer Aktivitätseinschränkung unterschieden. Die Betonung liegt nicht nur auf der Lebensdauer, wie im Falle der Lebenserwartung, sondern auch auf der Lebensqualität“ [Europäische Kommission, o. J., online].
Weitere so genannte Gesundheitserwartungsindikatoren sind zum Beispiel „behinderungsfreie Lebensjahre (Disability Free Life Years, DFLY) und qualitätsangepaßte Lebensjahre (Quality Adjusted Life Years, QALY).“ Sie beziehen sich überwiegend auf den Umfang von Lebensspannen ohne Behinderung, Störung und/oder chronischer Erkrankung. Gesundheitsförderung möchte diese Abbildung von Gesundheitserwartung „erweitern, in Richtung positiver Kennzahlen für die Schaffung, Erhaltung und den Schutz von Gesundheit“ [WHO, 1998, S. 12].

Indikator „gesunde Lebensjahre“ (GLJ)

„Der Indikator ‚gesunde Lebensjahre‘ (GLJ), auch als behinderungsfreie Lebenserwartung bezeichnet, misst die Zahl der Jahre, die eine Person voraussichtlich in guter gesundheitlicher Verfassung leben wird. Dieser statistische Indikator wird für Männer und Frauen bei der Geburt und im Alter von 50 und 65 Jahren getrennt berechnet. Dazu werden Daten zur altersspezifischen Prävalenz (Anteile) der gesunden bzw. kranken Bevölkerung und Daten zur altersspezifischen Sterblichkeit benötigt. Gute gesundheitliche Verfassung wird als Abwesenheit von Funktionsbeschränkungen/Behinderungen definiert“ (eurostat, 2019).

Innovation (innovative Interventionen)

Der Begriff Innovation meint das Entwickeln und Umsetzen von neuen Lösungen für gesundheitliche Herausforderungen und Probleme. Dazu gehören z. B. die Bearbeitung neuer Themen, die Entwicklung und der Einsatz von neuen Methoden und Instrumenten (z. B. digitale Anwendungen), die Ansprache von neuen Zielgruppen oder das Schließen von Lücken in bestehenden Angeboten (vgl. quint-essenz, 2022).

Integriertes Handlungskonzept

Integrierte Handlungskonzepte zeichnen sich durch eine ganzheitliche Vorgehensweise und ergebnisoffene Arbeitsprozesse aus. Sie beziehen alle für die Umsetzung eines Angebots, Vorhabens etc. erforderlichen Akteure*innen (Leistungserbringer/-betroffene, Kooperationspartner*innen, Behördenvertreter*innen etc.) in dessen Planung und Umsetzung ein (Witteriede, 2010). So stoßen sie sowohl „Kommunikations- und Koordinations- als auch Lernprozesse zwischen den Akteuren an.“ Es geht um „eine effektive Zusammenarbeit und eine Ressourcenoptimierung […], zum Beispiel durch die Verknüpfung von Bildungs- und Gesundheitsförderungsangeboten“ (Lehmann et al., 2011, S. 558).