Archiv der Kategorie: Glossar

Peer Assessment

Der Begriff beschreibt die systematische Ermittlung/ Bewertung einer Leistung von Personen, Gruppen, Organisationen durch Angehörige der gleichen Profession, Disziplin oder des gleichen Arbeitszusammenhanges wie die Produzenten der Leistung (vgl. Witteriede, 2010).

Peer Education

„Peer Education im Gesundheitsbereich meint das Lehren oder Teilen von Informationen, Werten und Verhaltensweisen zur Gesundheit durch Mitglieder gleicher Alters- oder Statusgruppen. Gesundheitsförderung durch Peer Education wird aktuell in zahlreichen Präventionsgebieten und Settings umgesetzt. Die am häufigsten gewählten Settings für sogenannte Peerprojekte sind die Schule, Betriebe bzw. der Arbeitsplatz, Jugendzentren oder das Setting Freizeit ganz allgemein. Die Auswahl eines geeigneten Settings für eine Intervention erfolgt in der Regel in Abhängigkeit von der spezifischen Zielgruppe, der die präventive Maßnahme gilt. Besonders gut eignen sich Peer-Education-Projekte zur Gesundheitsförderung z.B. an Schulen. […] Peers („Gleiche“, „Gleichaltrige“) werden in Programmen der Prävention und der Gesundheitsförderung für junge Menschen auf vielfältige Weise als Träger von personalkommunikativen Botschaften einbezogen. Peers sind Laienmultiplikator*innen, die der Zielgruppe der präventiven Intervention angehören. […] Peer-Education-Programme werden unabhängig vom Alter der Beteiligten auch im Erwachsenenalter eingesetzt (hier sei speziell auf die Aidsprävention der 1990er-Jahre im Bereich von Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, hingewiesen). Die meisten Erfahrungen und Einsatzbereiche beziehen sich allerdings auf Jugendliche. Peer-Education-Programme können z. B. die Durchführung von Informationsveranstaltungen einer oder mehrerer Multiplikator*innen für andere Jugendliche beinhalten. Dabei wird nicht nur Wissen vermittelt. Auch Einstellungen, Werte und soziale Normen werden reflektiert“ (Backes & Lieb, 2015).

Planetare Gesundheit/ Planetary Health

Die Planetare Gesundheit, im Englischen ‚Planetary Health’ befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der menschlichen Gesundheit und den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen, sowie den natürlichen Systemen unseres Planeten, von denen die Existenz der menschlichen Zivilisation abhängt (vgl. Whitmee et al., 2015).

Policy

Der Begriff Policy steht für die inhaltliche Dimension der Politik. Der Begriff umschreibt die von den Entscheidungsträgern eines Politikbereichs (z. B. Gesundheit, Bildung) beschlossenen Ziele, Strategien und Maßnahmen. Policy zielt auf ein umfassendes, koordiniertes und verbindliches Vorgehen hinsichtlich einer Problemlösung ab (vgl. quint-essenz, 2022; Weber et al., 2016). Eine Gesundheitsförderungs-Policy bildet eine zusammenhängende und zielgerichtete Grundlage für gesundheitsfördernde Handlungen und Entscheidungen. Es werden positive und dauerhafte Veränderungen des Lebensumfelds der Bevölkerung angestrebt. Gesellschaftliche Strukturen sollen einen gesunden und aktiven Lebensstil ermöglichen (vgl. Gesundheitsförderung Schweiz, 2023).

Prävention

Prävention, teils auch als Krankheitsprävention bezeichnet, umfasst alle Aktivitäten mit dem Ziel, Erkrankungen zu vermeiden, zu verzögern oder weniger wahrscheinlich zu machen (pathogenetische Perspektive) (RKI, 2015, S. 241). Das Konzept der (Krankheits-)Prävention taucht häufig im Zusammenhang mit Gesundheitsförderung auf. Beide Konzepte sind voneinander abgrenzbar, ergänzen sich jedoch (vgl. Klemperer, 2020).

Maßnahmen der Prävention orientieren sich an den Entstehungsmechanismen von Krankheiten, wie z. B. Impfungen zur Verhinderung von Infektionskrankheiten, Zähneputzen zum Schutz von Karies, medikamentöse Cholesterinsenkung zur Minderung des Risikos eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls (vgl. Klemperer, 2020).

Prävention kann in drei Kategorien unterteilt werden:

  1. Primärprävention: Richtet sich an gesunde Menschen; Krankheit soll verhindert werden; z. B. Verhinderung von Krankheiten durch Impfungen.
  2. Sekundärprävention: Auch Krankheitsfrüherkennung, richtet sich an bereits erkrankte Menschen, die jedoch symptomfrei sind, frühzeitige Behandlung kann im Besten Fall zur Heilung führen; z. B. Gesundheitschecks oder Screenings
  3. Tertiärprävention: Richtet sich an erkrankte Menschen mit Symptomen/Krankheitslast; zielt auf Minderung der biologischen, psychischen und sozialen Krankheitsfolgen ab; notwendige Heil- und Folgebehandlungen werden so früh wie möglich eingeleitet; teilweise Überschneidung mit Rehabilitation (vgl. BMG, 2019a, Franzkowiak, 2022; Klemperer, 2020).

Präventionsgesetz

Das Präventionsgesetz (PrävG) wurde 2015 verabschiedet und verfolgt das Ziel, Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Hauptadressat dieser Reform sind die Krankenkassen. Das Präventionsgesetz umfasst eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen zwei Aspekte: Erstens schafft es neue Institutionen und Strukturen (Bundes- und Landesrahmenvereinbarungen, Nationale Präventionskonferenz, Nationales Präventionsforum), welche die Kooperation zwischen Sozialversicherungsträgern und anderen Akteurinnen und Akteuren in der Gesundheitsförderungs- und Präventionspolitik verbessern sollen. Zweitens sieht es einen deutlichen Anstieg der von den Krankenkassen für dieses Handlungsfeld aufzuwendenden Mittel vor (vgl. Gerlinger, 2021). So soll Prävention und Gesundheitsförderung dort greifen, wo Menschen leben, lernen und arbeiten – zum Beispiel in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Mit dem Gesetz wurden außerdem die Früherkennungsuntersuchungen in allen Altersstufen weiterentwickelt und wichtige Maßnahmen zum Impfschutz geregelt (vgl. BMG, 2019b).

Präventionskette

„Als Präventionsketten werden integrierte Gesamtstrategien bezeichnet, die auf kommunaler Ebene den Rahmen schaffen, um das vielfältige Unterstützungsangebot öffentlicher und privater Träger und Akteure besser zu verbinden. Sie tragen dazu bei, dass dieses Angebot über Altersgruppen und Lebensphasen hinweg aufeinander abgestimmt ist und ineinandergreift. Präventionsketten dienen dazu, allen Bevölkerungsgruppen – und besonders Menschen mit schwierigen oder benachteiligenden Lebensbedingungen – öffentliche Ressourcen zugänglich zu machen, um so unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden, individuelle, familiäre und soziale Eigenressourcen zu stärken sowie Chancengleichheit zu fördern.
Grundintention von Präventionsketten ist es, die vorhandenen Strukturen zu einer integrierten kommunalen Infrastruktur weiterzuentwickeln, in der alle vor Ort engagierten Akteure zusammenarbeiten, sich ressort- und handlungsfeldübergreifend vernetzen und durch gemeinsames Planen und arbeitsteiliges Handeln präventive Angebote und Hilfen für die Bürger und Bürgerinnen schaffen. Präventionsketten sind als Strukturansatz zu verstehen, der darauf ausgerichtet ist, ein langfristiges, umfassendes und tragfähiges Netz von Unterstützung, Beratung und Begleitung unter Beteiligung derjenigen zu entwickeln, die unmittelbar betroffen sind. Die Arbeit in und Gestaltung von Netzwerken ist elementar. In einem fortwährenden Prozess werden bestehende und neue Strukturelemente und Akteure so zusammengeführt, dass ein abgestimmtes Handeln im Rahmen einer integrierten kommunalen Gesamtstrategie möglich wird. So können gemeinsam mit den beteiligten Akteuren die zur Verfügung stehenden Finanzmittel, Personalressourcen sowie das bürgerschaftliche Engagement gezielter – das heißt an Bedürfnissen und Bedarf von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen im Erwerbsleben und im Rentenalter ausgerichtet – geplant und umgesetzt werden“ (Richter-Kornweitz et al. 2017).

Primäre Gesundheitsversorgung/ Primary Health Care

„Die primäre Gesundheitsversorgung eines Landes ist die erste, niedrigschwellige Ansprechebene für Patientinnen und Patienten bei Erkrankungen, die a) häufig vorkommen, b) weite Teile der Bevölkerung betreffen und c) entweder vorübergehend oder chronisch ausgeprägt sind. Die Versorgungsstruktur erbringt ambulante medizinische und psychosoziale Leistungen. Je nach Gesundheitssystem findet Primärversorgung in hausärztlichen Praxen, in Community Health Centers oder Clinics, in Polikliniken oder in den Ambulanzen der Krankenhäuser statt. […] ‚Primary Health Care‘ wird [in der Alma-Ata Deklaration (WHO, 1978)] […] als ein Konzept einer Gesundheitsversorgung begriffen, „die auf praktischen, wissenschaftlich fundierten und sozial akzeptierten Methoden basiert und für den Einzelnen wie die Familien im Sinne von Eigenständigkeit und Selbstbestimmung zu erschwinglichen Kosten für Gemeinschaft und Land erreichbar ist. Primäre Gesundheitsversorgung ist integraler Bestandteil des nationalen Gesundheitssystems des Landes und der gesamten sozialen und ökonomischen Entwicklung der Gemeinschaft. Sie bildet die erste Kontaktebene des Einzelnen, der Familie und der Gemeinde mit dem nationalen Gesundheitssystem, das die Versorgung so nah wie möglich an die Lebenswelten der Menschen ansiedelt. Primäre Gesundheitsversorgung wird damit zum ersten Element eines kontinuierlichen Prozesses gesundheitlicher Versorgung“ (WHO, 1978). Die Übersetzung des Begriffes ‚Primary Health Care‘ in die deutsche Sprache ist nicht einfach. Klar ist, dass mit ‚Primary Health Care‘ mehr gemeint ist als die ärztliche Versorgung. Das obige Zitat macht deutlich, dass es sich um einen überindividuellen, populationsbezogenen Ansatz handelt, der ein Zusammenwirken vieler Aktivitäten in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen voraussetzt. Unter dem Begriff ‚Primary Health Care‘ versteht die WHO eine Basisversorgung, die in allen Ländern gegeben sein sollte. Für die industrialisierten Länder erscheint der Begriff „medizinische Grundversorgung“ am sinnvollsten, weil damit der niedrigschwellige, weil wohnortnahe Zugang betont wird“ (Zimmermann, 2021).

Programm

Ein Programm stellt ein aus einer übergeordneten Strategie abgeleitetes, zielgerichtetes, längerfristiges Vorhaben dar, das in der Regel aus mehreren untereinander koordinierten Projekten und zusätzlichen projektübergeordneten Maßnahmen (z. B. Kommunikation, Vernetzung, Wissensmanagement, Programmevaluation) besteht (vgl. Kolip et al.,2019; quint-essenz, 2022).