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Nachhaltige Entwicklung

„Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt zu betrachten. Um die globalen Ressourcen langfristig zu erhalten, sollte Nachhaltigkeit die Grundlage aller politischen Entscheidungen sein. Seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in Rio de Janeiro stattfand, ist die nachhaltige Entwicklung als globales Leitprinzip international akzeptiert. Konkrete Ansätze zu ihrer Umsetzung finden sich in der in Rio verabschiedeten Agenda 21⁠“ (BMZ, 2023a). Im Gesundheitsbereich ist das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung eine optimale Ausbalancierung wirtschaftlicher, ökologischer, sozialer und gesundheitlicher Ziele (vgl. Trojan & Süss, 2020a).

Nationale Gesundheitsziele

Gesundheitsziele sind ein ergänzendes Steuerungsinstrument im Gesundheitswesen. Sie fördern die Verbesserung der Gesundheit von Individuen oder Bevölkerungsgruppen in definierten Bereichen an und setzen sich auch für eine Stärkung von gesundheitsfördernden Strukturen ein (BMG, 2022b).

Im Jahr 2000 hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zusammen mit den Ländern die Initiative für die Festlegung und Entwicklung von nationalen Gesundheitszielen und ihre Umsetzung im deutschen Versorgungsalltag ergriffen. Die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e. V. (GVG) wurde mit einem entsprechenden Modellprojekt „Forum gesundheitsziele.de“ beauftragt. Seit 2007 ist gesundheitsziele.de ein langfristig angelegter Kooperationsverbund aus über 140 Organisationen (vgl. BMG, 2022b).

Ziele, Teilziele und Maßnahmen der einzelnen Gesundheitsziele wurden bisher insbesondere von den Partnern von gesundheitsziele.de umgesetzt. Aufgrund ihrer gesundheitspolitischen Bedeutung wurden die Gesundheitsziele des Kooperationsverbundes auch in das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz) aufgenommen (vgl. BMG, 2022b; GVG, 2022).

Unter Mitwirkung von Bund, Ländern, gesetzlicher Kranken- und Rentenversicherung, privater Krankenversicherung, Ärzten und weiteren Leistungserbringern im Gesundheitswesen sowie Patientenvertretern und Selbsthilfegruppen wurden bisher folgende nationale Gesundheitsziele beschlossen und teilweise bereits aktualisiert (ebd.):

  • Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln* (2003)
  • Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen* (2003; Teilaktualisierung 2011 und 2014)
  • Tabakkonsum reduzieren* (2003, Aktualisierung 2015)
  • Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung* (2003; Aktualisierung 2010)
  • Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patient(inn)ensouveränität stärken* (2003; Aktualisierung 2011)
  • Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln* (2006)
  • Gesund älter werden* (2012)
  • Alkoholkonsum reduzieren* (2015)
  • Gesundheit rund um die Geburt (2017)
  • Patientensicherheit (2022)

*wurde 2015 in das Präventionsgesetz aufgenommen.

Natur- und Umweltpädagogik

„Natur- und Umweltpädagogik vermittelt anhand praktischer Erfahrung Wissen über die Natur und über ökologische Zusammenhänge. Ziel ist, bei der Bevölkerung eine Grundlage für ökologisch sinnvolles Handeln, Verhalten und Entscheiden zu legen. Dabei sollen nicht nur Interesse und Freude an der Natur geweckt, sondern auch die Grenzen und daraus abzuleitenden Notwendigkeiten anthropogener (menschlicher) Eingriffe im Wechselwirkungsgefüge aufgezeigt werden.

Die Kinder und Jugendlichen können anhand ihrer Naturerfahrungen ihre Stellung als Mensch, in den Ökosystemen, der Natur erfassen und über die Umweltbildung erlernen, dass die intellektuellen und technischen Möglichkeiten verantwortliches Handeln erfordern. Gerade in den frühen Jahren, der Kindheit, werden so genannte Charaktereigenschaften, Werte und Normen geprägt und vom jungen Menschen übernommen, sprich gebildet. Der Spaß am Naturerlebnis kann die jungen Menschen, gerade bei Kindern aus stark besiedelten Gebieten, wie der Großstadt, dazu bringen, dass sie sich als wichtigen Teil der Natur erkennen. Weder der städtische Lebensraum noch Presse, Funk und Fernsehen ermöglichen das Lernen aus dem direkten Kontakt zur Natur. Demzufolge sind die Kenntnisse vieler Menschen über ihren biologischen Lebensraum oft sehr unvollständig. Die Umweltpädagogik will diese Lücke mit bewusst gestalteten Aktivitäten füllen. Besonders Kinder im Vor- und Grundschulalter sind sehr gut für jede Art von Naturerfahrung zu begeistern. Eine Möglichkeit bietet das Lernen auf Bauernhöfen. Zumeist auf Schul- und Lernbauernhöfen können Kinder unter sachkundiger Anleitung praktische Erfahrungen mit Kopf, Herz und Hand sammeln. Seit einigen Jahren gibt es in Städten auch sogenannte Naturerfahrungsräume, in denen Kinder frei und unbetreut spielen können. Eine besondere Form der Naturpädagogik ist in der Idee des Waldkindergartens verwirklicht.

Daneben ist Natur- und Umwelterziehung auch ein wichtiges Anliegen der Erwachsenenbildung“ (Fachhochschule Kiel, 2023).

Naturerleben

„Das Konzept des Naturerlebens stammt aus der Biologiedidaktik und wurde von Willfried Janßen (1988) und Gerhard Trommer (1987) geprägt. Die Fixpunkte des Begriffes sind originäre Begegnungen mit Natur, sinnliche Wahrnehmung, individuelle Emotionalität, Anregung von Phantasie, nicht determinierbar, widerstreitende Gefühle, enger Zusammenhang mit Naturerkenntnis und Naturverständnis, Basis selbstbestimmten Handelns und sensibel anleitende Didaktik. Das Naturerleben wird verstanden als „emotionaler Kern“ (Janßen) eines Naturverständnisses oder „emotionaler Bereich, der aus aufmerksamer Zuwendung zu natürlicher Umwelt entsteht“ (Trommer, 1987). Susanne Bögeholz (1999) weist in ihrer Studie „Qualitäten primärer Naturerfahrung“ die große Bedeutung des Naturerlebens für das Umweltverhalten nach. Demnach ist das Naturerleben sieben Mal bedeutsamer für umweltgerechtes Verhalten als das bloße Umweltwissen, also der nur kognitive Zugang zu Natur. Bögeholz unterscheidet fünf verschiedene Naturerfahrungstypen mit je eigenem Zugang zur Natur, den sozialen, den ästhetischen, den instrumentell-erkundenden und den ökologisch-erkundenden Typ. Sie fand allerdings auch heraus, dass einzelne zusammenhanglose Naturerlebnisse ohne Einbindung in ein umfassenderes Bildungskonzept kaum eine Wirkung auf das Umweltverhalten zeigten. So ist zu vermuten, dass eingestreute Naturerlebnisspiele in erlebnispädagogischen Settings wie Klettern oder Abseilen in Bezug auf das Umweltverhalten weitgehend wirkungslos bleiben“ (Langenhorst, 2000).

Needs assessment (Bedarfs-/ Bedürfnisanalyse)

„Unter ‚needs assessment‘ wird ein systematisches Verfahren verstanden, das der Abschätzung bzw. Bestimmung von Gesundheitsbedarfen/-bedürfnissen in einer Bevölkerung sowie ihrer verursachenden und mitwirkenden Faktoren und schließlich der verfügbaren Bewältigungsressourcen auf individuums-, organisations- und gemeinwesenbezogener Ebene dient“ (Smith et al., 2006).

Netzwerk

Ein Netzwerk bezeichnet eine „Gruppierung von Individuen, Organisationen oder Einrichtungen, die auf einer nicht hierarchischen Basis um gemeinsame Themen oder Angelegenheiten organisiert ist, welche aktiv und systematisch auf der Basis von Verantwortungsgefühl und Vertrauen verfolgt werden“ (WHO, 1998a, S. 20f). Beispiele für solche Netzwerke sind: intersektorale Gesunde-Städte-Netzwerke, Netzwerke gesundheitsfördernder Schulen, Länder-Netzwerke wie die WHO „Mega Country“-Initiative oder auch die Initiative der WHO/EURO „Networking the Networks“ als eine globale Vernetzungsinitiative zur Schaffung eines globalen Bündnisses für Gesundheitsförderung (Witteriede, 2010).

Niedrigschwelligkeit

Niedrigschwelligkeit bedeutet, Menschen in ihrer Lebenswelt unkompliziert erreichbare Unterstützungsangebote anzubieten und/oder sie dort aktiv aufzusuchen. Dieser Ansatz ist besonders bedeutsam für die Arbeit mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen, die oftmals herkömmliche Angebote mit einer so genannten „Kommstruktur“ nicht nutzen. Niedrigschwelligkeit erleichtert ihnen den Zugang zu benötigten Unterstützungs- und Hilfeleistungen. Damit kann einer Verschlechterung von bereits schwierigen Situationen entgegengewirkt werden. Diesbezüglich tragen insbesondere sogenannte „Offene Angebote“ (Lehmann et al., 2011, S. 560) zur Erleichterung der Kontaktaufnahme bei (vgl. Witteriede, 2010).

Noxen

Noxen sind Schadstoffe oder Faktoren, die einen Organismus oder ein Organ schädigen oder Erkrankungen ver­ursachen. Je nach Art werden physikalische Noxen (z. B. UV-Strahlung, ionisierende Strahlung, Lärm), chemische Noxen (z. B. Toxine, Drogen), mikrobiologische Noxen (z. B. Viren, Pilze) und psychosoziale Noxen (z. B. Stress, Einsamkeit) unterschieden (vgl. Pschyrembel Online, 2022).

NRO/ NGO

Nichtregierungsorganisationen (NROs), auf Englisch non-governmental organisations (NGOs), sind prinzipiell alle Verbände oder Gruppen, die gemeinsame Interessen vertreten, nicht gewinnorientiert und nicht von Regierungen oder staatlichen Stellen abhängig sind. Dazu zählen zum Beispiel Gewerkschaften, Kirchen und Bürgerinitiativen, aber auch Arbeitgeberverbände oder Sportvereine. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff NRO besonders für Organisationen, Vereine und Gruppen durchgesetzt, die sich gesellschaftspolitisch engagieren. Einige wichtige und typische Betätigungsfelder von NROs sind Entwicklungspolitik, Umweltpolitik und Menschenrechtspolitik (vgl. BMZ, 2023b).

Nudging

„Ein ‚Nudge‘ ist im Englischen ein ‚Anstupser‘. Er regt durch das Anbieten von einfachen Alternativen dazu an, das eigene Verhalten zu verändern und sich andere, gesündere Gewohnheiten anzueignen. Zum Beispiel, die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen oder lieber Salat als Currywurst zu essen.

Grundlegend für Nudging ist die Erkenntnis, dass Menschen nur 20 Prozent ihrer Entscheidungen rational treffen und sich in 80 Prozent intuitiv oder aus einem emotionalen und spontanen Impuls heraus leiten lassen. Die gesündere, bessere Entscheidung erscheint im Alltag oft anstrengender, die gewohnheitsmäßige, vielleicht schlechtere Wahl attraktiver.

Nudges haben das Ziel, dieses Phänomen umzukehren und die gesündere Entscheidung zur einfacheren Entscheidung zu machen. Damit soll die Wahrscheinlichkeit für das entsprechende Verhalten erhöht werden (AOK, 2021). Zusammenfassend besteht das Grundprinzip des Nugings darin, „durch die gezielte Gestaltung von Umgebungsfaktoren Entscheidungsprozesse zu beeinflussen, ohne dabei verbindliche Verhaltensvorschriften oder entscheidungsrelevante ökonomische Anreize zu setzen“ (Krisam et al., 2017).