„Gesundheitliche Ungleichheit bezeichnet soziale Ungleichheiten bei Ausbruch und Verlauf von Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sie werden über Indikatoren sozialer Differenzierung abgebildet, üblicherweise über Schulbildung, berufliche Position, Einkommen und Vermögen. Die gesundheitlichen Risiken sind konsistent in den am stärksten benachteiligten Gruppen am höchsten und nehmen mit steigender sozialer Position ab. Sie manifestieren sich am deutlichsten bei Erkrankungen, 1deren Entstehung und Verlauf durch Verhalten und äußere Rahmenbedingungen beeinflusst werden können. Soziale Unterschiede hinsichtlich des Gesundheitszustands einzelner Bevölkerungsgruppen finden sich in allen Ländern, auch in vergleichsweise wohlhabenden Nationen wie Deutschland. Die ungleiche Verteilung von Gesundheitschancen und Krankheitsrisiken ist durch Studien gut belegt (vgl. Siegrist, 2021): Personen mit niedrigen Einkommen, niedriger Bildung und Berufen, die mit wenig Entscheidungsspielräumen und geringer Verantwortung ausgestattet sind, weisen deutlich erhöhte Krankheits- und Sterblichkeitsrisiken auf (Epidemiologie und Sozialepidemiologie). Aus mehreren westeuropäischen Staaten wurde zudem wiederholt berichtet, dass sich gesundheitliche Ungleichheiten in den letzten Jahren vergrößert haben (vgl. Bosworth, 2018)“ (Geyer, 2021).