Wenn sich Personen trotz belastender Lebensumstände und Krisen psychisch gesund entwickeln, wird von Resilienz gesprochen. Die Fähigkeit zur Resilienz entwickelt sich in einem dynamischen Interaktionsprozess zwischen Individuum und Umwelt und ist eine variable Größe über die gesamte Lebensspanne eines Menschen. Wesentlichen Einfluss auf die Resilienzentwicklung haben Schutzfaktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Störungen beim Vorliegen von Belastungen vermindern. Dabei wird zwischen personalen und sozialen Schutzfaktoren unterschieden. Einen zentralen Schutzfaktor stellt eine stabile, wertschätzende Beziehung (soziale Unterstützung) zu einer Bezugsperson dar.
Als personale (auch: persönliche oder interne) Schutzfaktoren bezeichnet man individuelle Lebenskompetenzen (englisch: life skills), Persönlichkeitsmerkmale und spezifische Bewältigungsstrategien, aber auch körperliche Schutzfaktoren wie ein stabiles, widerstandsfähiges Immunsystem und körperliche Gesundheit.
Unter sozialen (auch: externen, umweltbezogenen oder ökologischen) Schutzfaktoren versteht man Faktoren der sozialen Umwelt eines Menschen. Hier wird häufig die Sicherung von Grundbedingungen wie angemessener Ernährung, ausreichendem Wohnraum und Erwerbsarbeit genannt. Diese Faktoren haben jedoch eher eine allgemein positive Wirkung auf die Gesundheit, als dass sie unter risikoreichen Bedingungen spezifisch wirksam werden.
Soziale Unterstützung kann verschiedene Formen annehmen, wie Partnerschaft, Sozialbeziehungen am Arbeitsplatz oder ein Netz sozialer Bindungen im privaten Bereich. Für Kinder und Jugendliche sind auch verschiedene Faktoren der familiären Umwelt als Schutzfaktoren belegt. Dazu zählen u. a. eine gute Bindung zu den Eltern sowie Strukturen und eindeutige Regeln im familiären Alltag, aber auch unterstützende Beziehungen zu pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen und Schulen (vgl. Rönnau-Böse et al. 2022).