„Unter dem Dach der qualitativen Sozialforschung hat sich im Laufe der Zeit ein breites Spektrum von Methodologien und Forschungspraktiken versammelt. Auf die Heterogenität der Forschungsperspektiven und der theoretischen Hintergründe der verschiedenen Ansätze innerhalb der qualitativen Sozialforschung weist u.a. Steinke (1999, S. 18f.) hin. Aber es gibt einige Prinzipien, die die meisten der Vertreter für sich als gültig betrachten. In Anlehnung an Steinke (1999, S. 17ff) und Lamnek (2005) können folgende übergreifende Kennzeichen qualitativer Forschung formuliert werden. Die Theoriebildung erfolgt in der Regel induktiv oder mittels einer abduktiven Logik (vgl. auch Kluge & Kelle, 1999, S. 14ff), d. h. auch kreative und intuitive Prozesse werden mit einbezogen. Ausgehend von einer Analyse von Einzelfällen gelangt man zu Verallgemeinerungen und schließlich zu einer Theorie oder zumindest zu einer „dichten Beschreibung“ des Phänomens. Ein weiteres Prinzip ist die Kontextualität von Handlungen und Äußerungen. Deren Sinn und Bedeutung werden immer in einem bestimmten gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen, situativen und historischen Kontext hergestellt. Diese kontextualistische Perspektive ist dem amerikanischen Pragmatismus [eingeschlossen], wird dann aber besonders in der Ethnomethodologie methodisch und forschungspraktisch umgesetzt (Steinke, 1999, S. 29). Qualitative Forschung hat den Anspruch möglichst nahe an die Lebenswirklichkeit der untersuchten Personen heranzukommen. Sie orientiert sich am Alltagsgeschehen und dem Alltagswissen der Handelnden im Forschungsfeld. Das Prinzip der Offenheit greift auf verschiedenen Ebenen: Zum einen wird die theoretische Strukturierung des Untersuchungsgegenstands in den Hintergrund gestellt und die Relevanzsetzungen der Untersuchten werden in den Mittelpunkt gerückt. Zum anderen wird den Befragten im Forschungsprozess möglichst viel Raum gegeben, ihre Deutungsmuster zu entfalten (Helfferich, 2004, S. 100). In qualitativen Arbeiten werden nicht repräsentative Stichproben untersucht, sondern Einzelfälle oder geringe Fallzahlen von Untersuchungspartnern sind Basis der Forschung. Dass die Methode sich dem Gegenstand anpassen sollte, ergibt sich konsequenterweise aus der Forderung nach Orientierung am Alltagsgeschehen und Alltagswissen der Untersuchten und dem Prinzip der Offenheit. Die Forscherin steht den Untersuchten als Fremde gegenüber und muss deshalb flexibel sein und gegebenenfalls ihre Methoden an die Erfordernisse der Situation anpassen. Die Zirkularität des Forschungsprozesses ist deshalb gegeben, weil keine vorab definierte Abfolge von Forschungsschritten durchlaufen wird, sondern beispielsweise die Phasen der Datenerhebung und -auswertung sich abwechseln. Aber auch im Sinne des hermeneutischen Zirkels wird angestrebt, immer wieder zwischen der Betrachtung von Einzelaspekten und dem großen Ganzen zu pendeln und auch die Person der Forscherin in die Reflexion miteinzubeziehen“ (Wenzler-Cremer, 2007).