„Die primäre Gesundheitsversorgung eines Landes ist die erste, niedrigschwellige Ansprechebene für Patientinnen und Patienten bei Erkrankungen, die a) häufig vorkommen, b) weite Teile der Bevölkerung betreffen und c) entweder vorübergehend oder chronisch ausgeprägt sind. Die Versorgungsstruktur erbringt ambulante medizinische und psychosoziale Leistungen. Je nach Gesundheitssystem findet Primärversorgung in hausärztlichen Praxen, in Community Health Centers oder Clinics, in Polikliniken oder in den Ambulanzen der Krankenhäuser statt. […] ‚Primary Health Care‘ wird [in der Alma-Ata Deklaration (WHO, 1978)] […] als ein Konzept einer Gesundheitsversorgung begriffen, „die auf praktischen, wissenschaftlich fundierten und sozial akzeptierten Methoden basiert und für den Einzelnen wie die Familien im Sinne von Eigenständigkeit und Selbstbestimmung zu erschwinglichen Kosten für Gemeinschaft und Land erreichbar ist. Primäre Gesundheitsversorgung ist integraler Bestandteil des nationalen Gesundheitssystems des Landes und der gesamten sozialen und ökonomischen Entwicklung der Gemeinschaft. Sie bildet die erste Kontaktebene des Einzelnen, der Familie und der Gemeinde mit dem nationalen Gesundheitssystem, das die Versorgung so nah wie möglich an die Lebenswelten der Menschen ansiedelt. Primäre Gesundheitsversorgung wird damit zum ersten Element eines kontinuierlichen Prozesses gesundheitlicher Versorgung“ (WHO, 1978). Die Übersetzung des Begriffes ‚Primary Health Care‘ in die deutsche Sprache ist nicht einfach. Klar ist, dass mit ‚Primary Health Care‘ mehr gemeint ist als die ärztliche Versorgung. Das obige Zitat macht deutlich, dass es sich um einen überindividuellen, populationsbezogenen Ansatz handelt, der ein Zusammenwirken vieler Aktivitäten in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen voraussetzt. Unter dem Begriff ‚Primary Health Care‘ versteht die WHO eine Basisversorgung, die in allen Ländern gegeben sein sollte. Für die industrialisierten Länder erscheint der Begriff „medizinische Grundversorgung“ am sinnvollsten, weil damit der niedrigschwellige, weil wohnortnahe Zugang betont wird“ (Zimmermann, 2021).