„Vermitteln und vernetzen“ ist eines der drei Handlungsprinzipien der Ottawa-Charta. Es fordert ein Zusammenwirken (Vernetzung) aller einflussnehmenden Bereiche der Gesundheitsförderung – auf horizontaler und vertikaler Ebene. Um Konflikte zwischen den einzelnen Vertretern zu vermeiden, kommen dabei verschiedene Kommunikations- und Dialogverfahren (z. B. Vermitteln/Mediation) zum Einsatz. Intermediäre Instanzen sollen außerdem dafür sorgen, dass Individuen an der Gesundheitsförderung beteiligt werden. Dazu zählen Kooperationsstrukturen (wie Arbeitsgemeinschaften oder Konferenzen) und Infrastruktureinheiten bzw. Brückeneinrichtungen (wie Gesundheitszentren oder Beratungsstellen) (vgl. Trojan & Süß, 2020b).
Kommunikations- und Dialogverfahren dienen der Konfliktklärung, der Mediation und dem Kooperationsmanagement. Anforderungen bzw. Qualitätskriterien dabei sind (ebd.):
- Gleichberechtigte, offene Kommunikation auf der Basis verabredeter demokratischer Regeln,
- wechselseitiges, für alle Beteiligten befriedigendes Geben und Nehmen,
- kein Verlust eigenen Profils der Beteiligten,
- kollektive Entscheidungen, die Minderheiten einbeziehen,
- Zusammenarbeit zwischen Gleichen; keine Macht-Hierarchie,
- Arbeitsteilung entsprechend spezifischer Kompetenzen für gemeinsame Ziele,
- „lose Koppelung“ und „schwache Bindungen“, um überhöhte wechselseitige Erwartungen zu vermeiden.
Vermittlung und Vernetzung bedeutet, horizontale und vertikale Kooperationsstrukturen aufzubauen und weiterzuentwickeln (ebd.):
- Horizontal sind die verschiedenen Lebensbereiche der Menschen und die entsprechenden Politiksektoren miteinander zu verknüpfen und für gesundheitsfördernde Aktivitäten zu gewinnen. Das kann beispielsweise ein „Aktionsbündnis gegen Armut“, eine „Stadtteilkonferenz“, ein „Runder Tisch für Gesundheit“ oder eine Veranstaltung wie „Gesundheitstage“ sein.
Vertikale Kooperation bedeutet, dass die unterschiedlichen politischen Ebenen, von der internationalen bis hinunter zur lokalen und Nachbarschaftsebene und umgekehrt, miteinander verbunden werden müssen. Ziel dabei ist, dass die Interessenvertreter der verschiedenen Ebenen in einen gemeinsamen Arbeitszusammenhang gebracht werden, in dem Konflikte ausgetragen und Konsensprozesse auf den Weg gebracht werden können.