Das Kohärenzgefühl stellt eines der vier Kernkomponenten des Modells der Salutogenese nach Antonovsky dar.
Das Kohärenzgefühl basiert auf Widerstandsressourcen und resultiert aus der vielfach wiederholten Erfahrung, Stress bewältigen und Anforderungen erfüllen zu können. Antonovsky meint damit die tiefe Überzeugung und Zuversicht von Menschen, dass ihr Leben im Prinzip verstehbar, sinnvoll/lohnend und zu bewältigen/handhabbar ist.
Diese Lebensorientierung besteht aus drei Komponenten, die eng miteinander zusammenhängen:
- Gefühl der Verstehbarkeit („sense of compehensibility“) bezeichnet die Fähigkeit, dass (unbekannte) Reize als geordnete und strukturierte Informationen verarbeitet werden können und nicht chaotisch oder willkürlich erscheinen. Es handelt sich um ein kognitives Verarbeitungsmuster.
- Gefühl der Bewältigbarkeit/Handhabbarkeit („sense of manageability“) bezeichnet die Zuversicht, dass die Anforderungen und Belastungen im Leben durch eigene Ressourcen zu bewältigen sind. Es handelt sich um ein kognitiv-emotionales Verarbeitungsmuster.
- Gefühl der Sinnhaftigkeit/Bedeutsamkeit („sense of meaningfulness“) beschreibt das Grundgefühl, dass das eigene Leben sinnvoll ist und die auf einen zukommenden Anforderungen es wert sind, dafür Energie zu investieren. Es handelt sich um eine motivationale Komponente.
Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl sind besser in der Lage, ihre Stressoren zu bewältigen und die dazu notwendigen Ressourcen auszuwählen. Sie bewegen sich auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum in eine positive/gesunde Richtung. Menschen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl haben dagegen Schwierigkeiten, die Belastungen in ihrem Leben zu bewältigen und bewegen sich daher tendenziell in eine negative/kranke Richtung (vgl. Faltermaier, 2020; Klemperer, 2020).