1000 Schätze*

Gesundheit & Suchtprävention in der Grundschule

*Dieses Programm entspricht den Qualitätskriterien der „Grüne Liste Prävention“.

Verantwortliche / Anbieter

Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH
1000 Schätze-Kompetenzzentrum
Projektleitung: Ute Gringmuth-Dallmer
Chausseestraße 128/129,
10115 Berlin
Tel.: 030/29 35 26 15
E-Mail: 1000schaetze@kompetent-gesund.de
www.kompetent-gesund.de

„1000 Schätze – Gesundheit und Suchtprävention in der Grundschule“ wurde von Dr. Heidi Kuttler, COOPTIMA – Prävention und Gesundheitskommunikation, in enger Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen entwickelt und seit 2017 umgesetzt, evaluiert und weiterentwickelt. Seit dem 01.10.2021 erfolgt die Bundeskoordination durch das 1000 Schätze Kompetenzzentrum, Fachstelle für Suchtprävention Berlin. Die KKH hat die Entwicklung des Programmes gefördert und unterstützt das Programm weiterhin.

Programmhomepage: www.1000schaetze.de (Zugriff: 30.07.2024)

Zielsetzung

Zielsetzung auf verschiedenen Ebenen:

Zielebene Schüler*innen:

  • Förderung von Lebenskompetenzen sowie Bewegung und Achtsamkeit
  • Unterstützung für Kinder aus suchtbelasteten Familien
  • Systematische Berücksichtigung der Diversität von Kindern

Zielebene Schule und Lehrkräfte:

  • Kompetenzvermittlung für die Programmumsetzung mit Schüler*innen
  • Kompetenzerweiterung in der ressourcenorientierten Elternarbeit
  • Kompetenzerweiterung im Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien
  • Ressourcen und Stärken der Schule sichtbar machen
  • Prävention und Gesundheitsförderung in der Schule systematisieren und kommunale Vernetzung fördern

Zielebene Eltern:

  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern und den Austausch der Eltern untereinander
  • Blick der Eltern auf die Ressourcen ihres Kindes lenken
  • Stärkung der Erziehungskompetenz

Zielgruppe

Schüler*innen der 1. Klasse, Eltern, Lehrkräfte und weitere pädagogische Mitarbeiter*innen, Schulleitungen

Inhalte und Methodik

Das 1000 Schätze-Programm bietet eine lebensweltorientierte Kombination von Klassenmodulen für die 1. Klassen mit Angeboten für die Eltern und die Schule.

Inhalte des Programms:

  • 10 Klassenmodule für die 1. Klasse (60-90 Minuten) mit Gruppenübungen, Bilderbuchkino, Bewegungsspielen etc. Es werden Regeln und Rituale implementiert, begleitend wird eine eigens konzipierte Musik-CD („In mir sind 1000 Schätze“) eingesetzt. Im persönlichen „1000 Schätze-Heft“ erarbeiten und vertiefen die Schüler*innen in jedem Klassenmodul ihre Stärken und Kompetenzen.
  • 3 Lehrkräfte-Workshops:1000 Schätze-Programm, Ressourcenorientierte Elternarbeit, Unterstützung für Kinder aus suchtbelasteten Familien
  • Elterntreffen „So gelingt der Schulstart“
  • 2 Elternbroschüren (jeweils in 9 Sprachen):„So lernt Ihr Kind“, „So gelingt der Schulstart“
  • Weitere optionale Angebote für die Schüler*innen (Methoden-Schatzkiste), die Schule (Erreichtes und Bedarfe in der schulischen Gesundheitsförderung systematisieren) und die Eltern (z. B. Elterntreffen „Gesund aufwachsen zwischen Fernseher und Smartphone“)

Rahmenbedingungen

Derzeit gibt es in acht Bundesländern aktive 1000 Schätze-Trainer*innen, die das Programm an Grundschulen umsetzen und begleiten. Die Umsetzungszeit in den Schulen ist auf ein Jahr ausgelegt, die Umsetzung einzelner Programm-Module im Folgejahr ist möglich. Das Programm ist flexibel in den Unterrichtsalltag integrierbar und ist mit den Kerncurricula für die Grundschule kompatibel. Der Wissenstransfer erfolgt über einen Train-The-Trainer-Konzept. Regionale Fachkräfte für Suchtprävention werden zu 1000 Schätze-Trainer*innen qualifiziert. Sie akquirieren daraufhin Grundschulen in ihrer Region, vermitteln den verantwortlichen Lehrkräften (i. d. R. Klassenlehrer*innen) in drei Workshops Kompetenzen zur Umsetzung des Programms und wirken nach Absprache bei der schulischen Elternarbeit mit. Darüber hinaus initiieren sie gemeinsam mit der Schulleitung einen Prozess, die Präventions- und Gesundheitsförderungsprogramme und -aktivitäten zu systematisieren und den aktuellen Bedarfen anzupassen.

Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen

Die Qualifizierung von 1000 Schätze-Lehrkräften erfolgt mit mind. 3 Workshops (jeweils ca. 3 Stunden):

  • Workshop 1: Das 1000 Schätze-Programm
  • Workshop 2: Ressourcenorientierte Elternarbeit
  • Workshop 3: Kinder aus suchtbelasteten Familien erkennen und fördern
  • Workshop 4 optional: herausfordernde Elterngespräche meistern

Die Workshops werden von 1000 Schätze-Trainer*innen durchgeführt. Sie sind für die Lehrkräfte kostenlos und Vorrausetzung, um das 1000 Schätze-Programm umzusetzen und die Programm-Materialien zu erhalten. Die erworbene Basisqualifikation hat eine Gültigkeit von 3 Jahren. Mit einer Maßnahme zum Erhalt der Qualifizierung (Auffrischungsworkshop) verlängert sich die Qualifizierung jeweils um weitere 3 Jahre. Neben der Umsetzung der verpflichtenden Programmteile für die Klasse und Elternarbeit, hält die 1000 Schätze-Lehrkraft Kontakt zum/zur 1000 Schätze-Trainer*in und dokumentiert die Programmarbeit. Eine Schule kann sich so lange „1000 Schätze-Schule“ nennen, solange sie das Programm umsetzt. Dieser Titel erlischt spätestens 3 Jahre nach den Programm-Workshops bzw. Refreshing-Workshops oder wenn eine Schule sich entschließen sollte, dass Programm nicht weiter durchzuführen.

Evaluation

Das Programm wurde auf der Grundlage verschiedener Theorien zur wirksamen Prävention bei Grundschulkindern entwickelt. Die Evaluation der Pilotphase (2017/2018) des 1000 Schätze-Programmes fand prozessbegleitend statt. Neben Paper-and-Pencil-Fragebögen wurden leitfadengestützte Interviews und Gruppendiskussionen geführt. Befragt wurden die Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern und 1000 Schätze-Trainer*innen. Die Evaluation hat gezeigt, dass die Klassenmodule den Einbezug aller Kinder ermöglichen, Spaß machen und dass die Programmziele erreicht werden. Die Eltern bewerteten das Programm sehr positiv, Eltern mit Migrationshintergrund bewerteten die Angebote besonders gut. Die Lehrkräfte erlebten insbesondre die Zusammenarbeit mit den 1000 Schätze-Trainer*innen als sehr hilfreich und entlastend. Evaluationsbericht: www.1000schaetze.de (Zugriff: 30.07.2024)

Erfolgsfaktoren:

  • Zeitliche Ressourcen für die Qualifizierung und Umsetzung
  • Kollegiale Offenheit und Unterstützung
  • Personelle Kontinuität in der Federführung und Umsetzung des Programms

Stolpersteine:

  • Fehlende Unterstützung der Schulleitung

Das 1000 Schätze-Programm wurde im Anschluss der Pilotphase (2019) auf Grundlage der Evaluationsergebnisse umfassend überarbeitet und noch mehr an die Bedürfnisse der Schulen angepasst (u. a. Flexibilisierung der Programm-Module, mehr Bildergeschichten für Kinder mit geringen Sprachkenntnissen). Weitere Informationen finden sich hier: www.1000schaetze.de (Zugriff: 30.07.2024)

Erfahrungsberichte, Verbreitung

Die 1000 Schätze-Infobroschüre für Schulen gibt eine grundlegende Beschreibung des Programms und stellt zentrale Evaluationsergebnisse und Erfahrungsberichte der Lehrkräfte und 1000 Schätze-Trainer*innen dar: http://www.1000schaetze.de/downloads/ (Zugriff: 30.07.2024)

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Die Schulen zahlen für die Teilnahme am 1000 Schätze-Programm bzw. für die Materialien eine Schutzgebühr in Höhe von 100,00 € pro Klasse. Soziallagenbezogen ist eine Kostenermäßigung möglich. Dafür erhalten sie alle für die Umsetzung benötigten Materialien (Manual, 1000 Schätze-Box inkl. Musik-CD, Zugang zum Log In – Bereich auf der Programmwebseite u.a.). Die Materialien können nur im Rahmen des 1000 Schätze-Programmes bestellt werden.

Die Materialien verbleiben auch nach der Programmumsetzung in der Schule. Sollte eine Schule für nachfolgende 1. Klassen neue Materialboxen bestellen, ist die Schutzgebühr von 100,00 € erneut zu entrichten.

Das 1000 Schätze-Programm wird von der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) unterstützt.

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Das Angebot „1000 Schätze“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 2 bis 4, 6.

QB 2: Lehren und Lernen
QM 2.1: Kompetenzorientierung (kognitive Aktivierung, Sprachbildung)
QM 2.2: Unterrichtsführung (Störungsprävention, Lernklima)
QB 3: Leitung und Organisation
QM 3.1: Leitungsverantwortung (Leitungsverhalten)
QM 3.3: Schulorganisation (Angebote der individuellen Beratung und Unterstützung)
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QM 4.3: Berufliche Kompetenzen
QB 6: Kooperation und Beteiligung
QM 6.2: Kooperation nach außen (Ausbau der individuellen Förderung)
QM 6.3: Beteiligung (Schule als Lebensraum)

Erläuterungen:

  • Die Umsetzungsinhalte zielen auf ein positives Lernklima und beugen damit Störungen im Unterricht vor. Ziel des Angebotes ist auch der Aufbau sozialer Kompetenz.
  • Die Schulleitung trägt im Rahmen dieses Konzeptes zu einer gesundheitsfördernden Zusammenarbeit bei.
  • Ziel des Programms ist die Verbesserung der Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Eltern mit beratender Unterstützung.
  • Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Lehrerfortbildungen werden angeboten.
  • Die „Förderung prosozialem Schülerverhaltens“ stellt eine Maßnahme im Sinne gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen dar.
  • Mit dem Angebot 1000 Schätze wird mit externen Institutionen die Gestaltung der Schule zu einem gesundheitsfördernden Erfahrungs- und Lernraum mit vielfältigen und in das gesellschaftliche Umfeld eingebundenes Schulleben unterstützt.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien

  • Bengel J, Meinders-Lücking F, Rottmann N (2009): Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen. Stand der Forschung zu psychosozialen Schutzfaktoren für Gesundheit. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 35: Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA. Köln.
  • Bühler A, Thrul J (2013): Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 46. Expertise zur Suchtprävention. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA. Köln.
  • Hanewinkel R, Leuckfeld S, Isensee B (2019): Lebenskompetenzprogramme an Schulen: Zum Stand der Forschung. SuchtMagazin 04/2018. Infodrog. Bern.
  • Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen 2019 (Hrsg.): 1000 Schätze – Gesundheit und Suchtprävention in der Grundschule. Programm-Manual. Hannover.