Förderung einer gesunden Schulkultur
Verantwortliche / Anbieter
Leuphana Universität Lüneburg
Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG)
Projekt MindMatters
Prof. Dr. Peter Paulus
Wilschenbrucher Weg 84a
21335 Lüneburg
Tel.: 04131 677-7991 oder -7989
Fax: 04131 677-7966
E-Mail: mindmatters@uni.leuphana.de
www.mindmatters-schule.de
Telefonisch ist das Programmteam gut zu erreichen: Dienstag und Donnerstag.
Zielsetzung
- Verbesserung der Schulqualität durch die Entwicklung einer Schulkultur, in der sich junge Menschen sicher, wertgeschätzt, eingebunden und nützlich fühlen und Lehrkräfte gerne arbeiten.
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Gesundheit von Lehrkräften durch die Arbeit am Sozialklima in der Schule und in den Lerngruppen. „MindMatters“ liefert einen Beitrag zu mehr Respekt und Toleranz.
- Verbesserung der Lernbedingungen und Gesundheit von Schüler*innen durch die Förderung von sozial-emotionalem Lernen, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen im Zusammenhang mit Stresserleben, psychischen Störungen, Trauer und Verlust, Mobbing und Belästigung oder anderen (schulischen) Anforderungen.
Zielgruppe
Das Programm richtet sich mit dem Primarstufenmodul an die Primarstufenjahrgänge 1 bis 6. Die anderen Module richten sich überwiegend an die Jahrgänge 5 bis 13, können aber auszugsweise auch in der Primarstufe eingesetzt werden. Es schließt Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulleitungen, internes Fachpersonal, Eltern sowie das schulische Umfeld mit ein.
Inhalte und Methodik
„MindMatters“ besteht aus einem Primarstufenmodul, drei Schulentwicklungs- und sechs Unterrichtsmodulen:
- Das Primarstufenmodul „Gemeinsam(es) Lernen mit Gefühl – Eine Ressource zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen für die Primarstufe“ leistet einen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung in der Primarstufe. Im Modul finden sich theoretische Grundlagen, wichtige Erkenntnisse aus aktuellen Studien zum sozial-emotionalen Lernen und themenspezifische Module zum Thema Lehrkräftegesundheit und Elternzusammenarbeit. Die Übungen sind thematischen Unterrichtseinheiten zugeordnet, die sich wiederum an fünf Kernkompetenzen für das sozial-emotionale Lernen (Ich-Bewusstsein, Selbstmanagement, Mitgefühl, Entscheidungskompetenz und Beziehungskompetenz) orientieren.
- Das Schulentwicklungsmodul „SchoolMatters – Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen“ stellt die Basis von „MindMatters“ dar. Es liefert zahlreiche Anregungen, wie Schulen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag durch die Förderung psychischer Gesundheit noch besser verfolgen können. Eine Vielzahl von Arbeitsmaterialien zum Aufbau einer guten gesunden Schule (sogenannte „Tools“) helfen dabei, die Situation der eigenen Schule zu analysieren, Handlungsprioritäten zu identifizieren und schulische Projekte zur Förderung der psychischen Gesundheit zu planen.
- Das Schulentwicklungsmodul „CommunityMatters – Die Schule öffnen und vom Umfeld profitieren“ unterstützt Schulen in den Themenfeldern „Schule in der Gemeinde“ und „Verschiedenheit als Bereicherung wahrnehmen“ (Diversity).
- Das Schulentwicklungsmodul „LifeMatters – Leitfaden zur Prävention von Selbstverletzungen und Suizid in der Schule“ unterstützt bei der umfassenden Suizidprävention in der Schule.
Die „MindMatters“-Unterrichtsmodule unterstützen bei der konkreten Umsetzung der geplanten Vorhaben im Unterricht.
Folgende Inhalte werden in den Unterrichtsmodulen thematisiert:
- Freunde finden, behalten und dazugehören – Förderung der Resilienz in der Schule,
- Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht bleiben – Förderung der Resilienz in der Schule,
- Mobbing? Nicht in unserer Schule! Prävention und Handlungsstrategien,
- Rückgrat für die Seele – Umgang mit Verlust und Trauer in der Schule,
- Wie geht’s? – Psychische Störungen in der Schule verstehen lernen,
- Fit für Ausbildung und Beruf! Mit psychischer Gesundheit den Übergang bewältigen.
„MindMatters“ ist ein Settingansatz und arbeitet mit dem Konzept der guten gesunden Schule. Eine gute gesunde Schule richtet sich in ihrer Entwicklung auf die Dimensionen von Schulqualität aus. Darüber hinaus setzt eine gute gesunde Schule bei der Verwirklichung ihres umfassenden Bildungs- und Erziehungsauftrages gezielt Gesundheitsinterventionen ein. Als Weiterentwicklung der klassischen Gesundheitsförderung, die Gesundheit als zentrales Ziel hervorhebt, zielt das Konzept der guten gesunden Schule zum einen auf eine nachhaltige Steigerung der Bildungs- und Erziehungsqualität ab. Dabei wird Gesundheit vorwiegend als Medium verstanden. Zum anderen ist Gesundheit direktes Ziel schulischer Gesundheitsbildung und -erziehung (Gesundheitswissen, -verhalten, -einstellung und -bewusstsein) im Rahmen des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrages. Die „MindMatters“-Unterrichtsmodule folgen methodischen und strukturellen Gemeinsamkeiten:
- Hintergrundinformationen zum Thema,
- Hinweise und Unterstützung zur Unterrichtsgestaltung,
- Strukturierte, komplett aufbereitete Unterrichtseinheiten, die didaktisch logisch aufeinander aufbauen und durch Beispielfragen ergänzt werden,
- Informations- und Arbeitsblätter für Schüler*innen als Kopiervorlage,
- Zahlreiche Anregungen zur Kommunikation und Teamarbeit, sowie zu dem Einsatz interaktiver Methoden,
- Grundsätze zur Erarbeitung von Regeln für den Umgang miteinander, während des Unterrichts,
- Aufzeigen von Alternativen in Abhängigkeit von der jeweiligen Lerngruppe.
Rahmenbedingungen
Die „MindMatters“-Materialien werden kostenfrei an alle Primar- und Sekundarstufen und andere Einrichtungen, die im Rahmen ihres Dienstauftrages mit Schulen arbeiten, abgegeben (Bezug: ↑ www.mindmatters-schule.de). Das „MindMatters“-Programm wurde so entwickelt, dass es von Schulen und Lehrkräften selbstständig im Unterricht und in der Schule umgesetzt werden kann. Zusätzlich werden laufend Schulpsychologen*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Beratungslehrkräfte als „MindMatters“-Schulberater*innen fortgebildet. Mit deren Hilfe soll Schulen der Einstieg in das Programm erleichtert werden, z.B. bei der Bildung eines Gesundheitsteams. Weitere Fortbildungen zu „MindMatters“-Themen oder Tagungen zur psychischen Gesundheit in Schulen werden begleitend angeboten. Das Konzept von „MindMatters“ versteht sich als modulbasiertes Angebot. „MindMatters“ lässt sich flexibel an die jeweiligen Gegebenheiten und Erfahrungen einer Schule anpassen. Die Module ermöglichen differenzierte schulspezifische Schwerpunktsetzungen und eine Verknüpfung mit anderen Programmen mit vergleichbarem theoretischem Ansatz. Das Programm „MindMatters“ wird kontinuierlich weiterentwickelt. Zukünftig beinhalten alle Materialien Module zur Lehrkräftegesundheit und Elternzusammenarbeit. Darüber hinaus berücksichtigen die Übungen Aspekte der Heterogenität und Interkulturalität und verfügen über entsprechende, zielgruppenspezifische Differenzierungen.
Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen
Lehrkräfte benötigen keine zusätzliche Qualifikation, um „MindMatters“ in der Schule oder im Unterricht einzusetzen. Bei Bedarf können ausgebildete „MindMatters“-Schulberater*innen, Schulpsychologen*innen oder Schulsozialarbeiter*innen die Schulen bei der Einführung des Programms unterstützen. Die Fortbildung der Schulberater*innen wird vom „MindMatters“-Programm-Team durchgeführt. Fortbildungen zu „MindMatters“ können über die Internetseite ↑ www.mindmatters-schule.de angefragt und in Absprache mit dem Programm-Team gebucht werden.
Das Fortbildungsangebot wird kontinuierlich ausgebaut und kann teilweise auch digital in Anspruch genommen werden.
Evaluation
„MindMatters“ wurde Ende der 1990er Jahre an drei australischen Universitäten mit Unterstützung des „Commonwealth Department of Health and Aged Care“ entwickelt. „MindMatters“ hat in Australien bis heute eine weite Verbreitung erfahren, 18% der australischen Schulen betrachten das Programm als Schlüsselressource für die Schulalltagsgestaltung und weitere 52% verwenden „MindMatters“ in größerem Umfang in ihrer Arbeit. In einer Modellphase wurde das „MindMatters“-Material für deutsche Schulen adaptiert und an 31 Schulen evaluiert. „MindMatters“ wird in Deutschland regelmäßig und fortlaufend evaluiert. Vor der Veröffentlichung wurden die Programminhalte durch Experten*innen evaluiert. Die Ergebnisse flossen in die Entwicklung der Module ein. Einzelne Unterrichtsübungen wurden und werden in Testphasen in der Praxis überprüft. Für einige Inhalte werden regelmäßig Experten*innen verschiedener Fachbereiche zurate gezogen. Bestell- und Nutzungsdaten von „MindMatters“ werden fortlaufend evaluiert.
Aktuell ist eine konfirmatorische Studie zum Primarstufenmodell „Gemeinsam(es) Lernen mit Gefühl. Eine Ressource zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen in der Primarstufe“ seitens des Bundesministerium für Bildung und Forschung-BMBF bewilligt. Die Durchführung der Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit des Primarstufenmodells übernehmen das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) und die Hochschule Fulda. Die Studie läuft voraussichtlich bis 2023.
Erfahrungsberichte, Verbreitung
Erfahrungsberichte aus Schulen können über den Internetauftritt des Programms www.mindmatters-schule.de abgerufen werden.
„MindMatters“ wird bundesweit angeboten. Eine Evaluation ergab, dass „MindMatters“ zwischen Juni 2011 und Januar 2014 aus allen Bundesländern und auch außerhalb Deutschlands insgesamt 3128-mal bezogen wurde (Stand 4.2.2014), mehrheitlich (knapp 60%) aus den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (37,6%), Baden-Württemberg (8,3%), Niedersachsen (7,0%) und Bayern (6,8%). Die Materialien können bei den Programmträgern bezogen werden unter www.mindmatters-schule.de.
Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise
Das Programm ist kostenfrei und kann nach einer Registrierung online bezogen werden. Zusätzlich stehen online weitere ergänzende und vertiefende Materialien zur Ansicht und zum Download bereit. Die Fortbildungen zu „MindMatters“ sind ebenfalls kostenfrei. Es besteht ein Beratungsangebot durch das Programm-Team. Begleitend werden Fortbildungen angeboten. Informationen und Materialien zum Programm „MindMatters“ finden sich auf der Webseite www.mindmatters-schule.de.
Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen
Das Angebot „MindMatters“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 2 bis 6.
QB 2: Lehren und Lernen
QM 2.2: Unterrichtsführung (Lernklima)
QB 3: Leitung und Organisation
QM 3.1: Leitungsverantwortung (Steuerung der Qualitätsentwicklung)
QM 3.2: Mitverantwortung (Pädagogische Verantwortung)
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QM 4.3: Berufliche Kompetenzen ( Fort- und Weiterbildung, Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen)
QB 5: Bildungsangebote und Anforderungen
QM 5.2: Schuleigenes Curriculum (Unterrichtsergänzende Angebote)
QB 6: Kooperation und Beteiligung
QM 6.1: Kooperation ( Weitergabe von Expertise)
QM 6.3: Beteiligung ( Schule als Lebensraum)
Erläuterungen:
- Die Umsetzungsinhalte schaffen ein positives Lernklima.
- Die Schulleitung betreibt aktiv zielbezogene Qualitätsentwicklung mit der Realisierung von Gesundheitsmanagementstrukturen.
- Die Lehrkräfte und das pädagogische Personal übernehmen mit „MindMatters“ ihre pädagogische Verantwortung zur aktiven Verbesserung des Bildungsprozesses.
- Ziel ist die Verbesserung von Schulqualität sowie Arbeits- und Lernbedingungen. Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
- Lehrerfortbildungen werden angeboten.
- Die „Förderung prosozialem Schülerverhaltens“ stellt eine Maßnahme im Sinne gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen dar.
- Es besteht die Möglichkeit, es als Bildungsangebot in das schuleigene Curriculum zu integrieren und die Themenfelder als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.
- Kooperation im Kollegium entsteht durch wechselseitige Beratung.
- Das Angebot unterstützt die Gestaltung eines gesundheitsfördernden Erfahrungs- und Lernraums durch die Beteiligten.
Literatur / Quellen / Praxismaterialien
- Dadaczynski, K., Paulus, P., Nieskens, B. & Hundeloh, H. (2015). Gesundheit im Kontext von Bildung und Erziehung – Entwicklung, Umsetzung und Herausforderungen der schulischen Gesundheitsförderung in Deutschland. Z f Bildungsforsch, 5(2), 197-218.
- Paulus, P., Schumacher, L., & Sieland, B. (unter Mitarbeit von Burrows, E., Rupprecht, S., & Schwarzenberg, K.). (2014). Evaluationsbericht. „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln. Lüneburg: Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Leuphana Universität Lüneburg.
- Paulus, P. & Nieskens, B. (2013). Schule, Gesundheit und Bildung – Perspektiven einer Vision für gutes gesundes Lernen und Lehren. Reader Schulsozialarbeit, Band 1, S. 102-106.
- Dadaczynski, K., & Witteriede, H. (2013). Das QGPS Verfahren: Qualitätsentwicklung gesundheitsbezogener Programme in Schulen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Slotosch-Kemper, M. & Nieskens, B. (2012). Psychische Gesundheit entwickeln. Mit MindMatters inklusiv den Übergang gestalten. Lernchancen 87/88|2012, 15. Jahrgang, S. 44-49.
- Nieskens, B. & Heinold, F. (2011). Das Programm MindMatters. Aspekte salutogeneser und inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung. Prävention 04/2011, Jahrgang 34, S. 122-124.
- Nieskens, B. & Paulus, P. (2009). Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen – Unterstützung im Berufseinstieg und im Berufsalltag. In U. W. Kliebisch & R. Meloefski (Hrsg.). LehrerGesundheit. Anregungen für die Praxis. (S. 45-58). Hohengehren: Schneider.
- Franze, M., Meierjürgen, R., Abeling, I., Rottländer, M., Gerdon, R., Paulus, P. (2007). MindMatters. Ein Programm zur Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen der Sekundarstufe 1 – deutschsprachige Adaptation und Ergebnisse des Modellversuchs. Prävention und Gesundheitsförderung, 2, 221 – 227.
- www.mindmatters-schule.de, (Zugriff: 02.08.2024)